Günther Bien / Thomas Gil / Joachim Wilke (Hrsg.)
„Natur“ im Umbruch
Zur Diskussion des Naturbegriffs in Philosophie, Naturwissenschaft und Kunsttheorie
Problemata 127
Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1994, ISBN 3-7728-1477-8, 420 S., 16 Farbtafeln und zahlreiche s/w-Abbildungen und Grafiken, Broschur, Format 20,5 x 14,9 cm, € 18,--
Der Sonderforschungsbereich 230 „Natürliche Konstruktionen“ an der Universität Stuttgart beschäftigt sich seit den mittleren 1980-er Jahren mit der Frage, wie ein erweitertes Verständnis strukturbildender natürlicher Prozesse und damit natürlicher Konstruktionen zu gewinnen ist. Aus den Stuttgarter Forschungen sind unter anderem die Dachkonstruktionen für das Münchener Olympiastadion hervorgegangen. Der vorliegende Band versammelt Texte zum philosophischen, naturwissenschaftlichen und kunst- sowie architekturtheroretischen Naturverständnis der Gegenwart und macht deutlich, dass „das Naturverständnis der Gegenwart kein einheitliches Konzept ist, sondern eine Pluralität von konkurrierenden Denkansätzen und Modellen, die je disziplin- bzw. kontextabhängig einen Aspekt von Natur thematisieren, ohne einen absoluten Geltungsanspruch zu erheben“ (Günther Bien, Thomas Gil, Joachim Wilke). Die ersten vier Aufsätze gehen das Thema philosophisch an. Lothar Schäfer interpretiert historisch fassbare Naturbegriffe als Ausdruck des jeweils herrschenden Selbstverständnisses des Menschen. Thomas Zoglauer untersucht die Problematik des technomorphen Naturbildes. Klaus Kornwachs arbeitet den Rekonstruktionscharakter jeglicher Erkenntnis heraus und Thomas Gil kritisiert den ökologischen und technokratischen Naturalismus. Weitere Aufsätze beschäftigen sich unter anderem mit den Prinzipien der Synergetik und dem Beitrag der Synergetik zum Naturverständnis, dem Schönen, dem Schrecklichen und dem Erhabenen und den sich wandelnden Naturverhältnissen der bildenden Künstler von Caspar David Friedrich bis zu Joseph Beuys. Im letzten Beitrag des Bandes untersucht Valentin Hammerschmidt die Frage, wie die Stadtlandschaft zu einer Naturlandschaft werden konnte.
(ham)