Das nervöse Lachen
Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 24.11. - 30.12.2007 im Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis, Bregenz mit einem Text von Horst Münch
Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis, Bregenz / Snoeck Verlagsgesellschaft, Köln, 2007, ISBN 978-3-936859-82-9, 80 S., zahlreiche Farbabbildungen, Leinen gebunden, Format 32,5 x 22,4 cm, € 34,--
Mit dem Fall der Mauer und der Auflösung des kommunistischen Blocks haben sich das von den USA dominierte kapitalistisch organisierte Empire und die Vorstellung durchgesetzt, dass es notfalls mit kriegerischen Interventionen gesichert werden könne. Michael Hardt und Antonio Negri sind dieser Vorstellung schon im Jahr 2000 mit ihrem Weltbestseller „Empire" ins Wort gefallen. Nach ihrer Auffassung führen die Widersprüche des globalisierten Kapitalismus schließlich zu seinem Ende. Amitai Etzioni setzt 2004 in seinem Großessay „Vom Empire zur Gemeinschaft" auf eine langfristige Transformation in eine von weichen Formen des Kommunitarismus getragene Weltgemeinschaft. Nach seiner Vorstellung werden supranationale Blöcke unter anderem im fernen Osten (China und Indien), in Lateinamerika (Brasilien und andere) und in Europa den globalisierten liberalen Kapitalismus ablösen. Horst Münch hat seine wohl nach dem 11. September 2001 entwickelte Serie großformatiger Weltkarten dem „schiefen Blick" des Empire auf die rund 200 Nationen der Erde ausgesetzt und seine Folgen in Installationen wie der Installation ‚Robert Johnson's Welt - Der schöne Raum / Die tote Zeit / Die gute Idee (Luft und Liebe) / Die gute Idee (Folter) / Die gute Idee (Gleichgültigkeit / Gerechtigkeit)' verdeutlicht. Seine Vision eines alternativen Blicks auf die Welt scheint in seinem Text ‚Unser Krieg. Das nervöse Lachen' auf: „Die Glückseligen und der absolute Herr im christlichen Sinn sind Meister, die Illustrationen der Tatsache, dass... Leben nur an den Randzonen herrscht, dort, wo Misserfolg, Verlust und der Kampf um Anerkennung, Armut im grundlegenden Sinne, herrschen, der zugleich ein Kampf auf Leben und Tod ist, die knechtische Furcht des Todes, des absoluten Herrn, die Furcht des Herrn, im Alten Testament als Anfang der Weisheit... Seit jeher hat Aufklärung im umfassendsten Sinn fortschreitenden Denkens das Ziel verfolgt, von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen. Aber die vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils. Widerstand gegen Veränderungen und die Bereitschaft, Ungleichheit innerhalb der Gesellschaft zu akzeptieren. Welche Ungleichheit? Sehnsucht nach Ordnung und Stabilität, Idealisierung von Autoritäten und die Bestrafung von Abweichlern. Geistige Rigidität und Engstirnigkeit, niedriges Selbstwertgefühl, Angst, Wut und Aggression, Pessimismus, Ekel und Verachtung, Vermeidung von Verlusten, Angst vor dem Tod, vermeintliche Bedrohung durch sozialen und ökonomischen Mangel und die wahrgenommene Bedrohung... für die Stabilität des sozialen Gefüges. Intoleranz gegenüber Mehrdeutigkeit... Der klare Blick zeigt, es ist die Welt, die brennt, denn es gibt kaum ein Reich, dessen Ursprung vor dem Gewissen gerechtfertigt werden kann. Wir sind im Krieg. Jemand wird dafür zu bezahlen haben. Der Krieg ist die Mutter des Todes. Wir haben Pläne für den Krieg gemacht. Wir haben Wetten abgeschlossen. Es geht um viel Geld..." (Horst Münch).
(ham)