Verlag C.H. Beck München, 2012, ISBN 978-3-406-62371-4, 208 S., 60 Abbildungen und zahlreiche Vergleichsabbildungen in Farbe, Flexcover, Format 24,5 x 19,3 cm, € 19,95 (D)/€ 20,60 (A)/SFR 28,50
Susanna Partsch lädt den Leser zu einer Reise durch mit der künstlerischen Moderne verbundene Stätte ein, die 1873 in Le Havre beginnt und 2007 in Kassel endet. „Die Hafenstadt Le Havre liegt im Nordwesten Frankreichs, dort, wo die Seine in den Atlantik mündet. Hier wuchs Claude Monet (1840 - 1926) auf, bevor er in seine Geburtsstadt Paris zurückkehrte, um Malerei zu studieren. 1873, auf der Durchreise, wohnte er in Le Havre in einem Hotelzimmer mit Blick auf den Hafen. Und als er morgens erwachte, sah er, wie die Sonne langsam über dem Meer aufstieg und sich das Licht durch den nächtlichen Dunst kämpfte. Dieses Bild, so wie er es vor Augen hatte, versuchte er, sofort mit Farben und Pinsel auf die Leinwand zu bannen. So entstand das Bild ‚Impression - Sonnenaufgang'... Ein Jahr später gab es einer neuen und damals umstrittenen Stilrichtung in der Kunst ihren Namen: dem Impressionismus" (Susanne Partsch). Kassel steht für die Installation ‚I Have a Dream (Dream)', die Romuald Hazoumé zur documenta 12 von 2007 beigetragen hat: „Zum Schluss unserer Reise: Meer, Sand, Palmen, Sonne... Im Hintergrund ein paar Hütten, im Vordergrund einige Menschen, Eingeborene. Dazwischen ein Boot. Das Bild sieht aus wie aus einem Reiseprospekt, nur ins Überdimensionale vergrößert: 1250 Zentimeter lang und 250 Zentimeter hoch ist es, also 12,50 x 2,50 Meter. Ein Foto, das Fernweh macht... Davor steht ein großes Boot. Es besteht aus Plastikkanistern, daran hängen Glasflaschen, in denen sich Briefe befinden. Und Fotos. Das Boot ist so groß, dass man einsteigen kann. Aber will man das? Die Plastikkanister sind schmutzig. Außerdem haben sie keine Deckel.: Sobald das Boot ins Wasser gelassen wird, muss es untergehen. Auf dem Fußboden vor dem Boot steht eine Inschrift. Auf Deutsch liest man dort: [lt][lt]Die Hoffnung, es gäbe die Möglichkeit zu bleiben. Die Hoffnung stirbt zuletzt.[gt][gt] Dasselbe steht auch auf Englisch und auf Französisch da. Und noch in einer vierten Sprache: Yoruba. Es ist die Sprache der Yoruba, die im Benin beheimatet sind..." (Susanne Partsch). Zu den Stationen auf der Reise gehören unter anderem Auvers-sur-Oise, ein kleiner Ort nur 30 km von Paris entfernt, in dem Vincent van Gogh 1890 sein ‚Weizenfeld mit Krähen' gemalt hat, München, in dem Wassily Kandinsky - wahrscheinlich 1913 - sein erstes abstraktes Aquarell ohne Titel gemalt und später auf 1910 datiert hat und schließlich Amsterdam und Berlin. Für Partsch sind Amsterdam und Berlin mit der von Mathilde ter Heijne entwickelten Kartenserie ‚Woman to go' verbunden, die schwarz-weiße Portraits von zumeist unbekannten Frauen mit Frauenbiographien auf der Rückseite verbindet. Die Karten werden in Postkartenständern präsentiert und können umsonst mit nach Hause genommen werden. „Die Frau zum Mitnehmen, als Ware? Austauschbar? Für alle frei verfügbar?: Die Künstlerin ... verunsichert uns gleich mehrfach: Wir dürfen aus einem Museum etwas umsonst mitnehmen, in der Konsum- und Warenwelt... wird uns ein Geschenk gemacht, ohne dass wir eine Gegenleistung erbringen müssen. Das Geschenk ist aber bezeichnet als Ware... Allerdings nehmen wir gleich zwei Frauen mit, einmal die abgebildete und dann die beschriebene. Über beide können wir uns Gedanken machen. Es sind zwei Individuen: Eine Namenlose und eine, die zwar eine gewisse Bekanntheit erlangt hat, die wir aber dennoch meistens nicht kennen..." (Susanne Partsch).
(ham)