The Sixties
Leben und Kultur 1956 - 1970
Musik. Mode. Design. Film, TV. Fotografie. Malerei. Architektur. Theater. Literatur
Text von Rainer Metzger. Bildauswahl von Christian Brandstätter
Christian Brandstätter Verlag Wien, 2011, ISBN 978-3-85033-356-6, 368 S., 342 Abbildungen, Hardcover gebunden mit Schutzumschlag, Format 24,7 x 17,4 cm, € 49,90/SFR 70,90
Die unter dem Label ‚Swinging London' profilierten 60-er Jahre sind in dem aufwändig bebilderten Band unter anderem mit den Beatles, den Rolling Stones, Mary Quandt, Twiggy und dem Minirock verbunden. Auf der Bühne des ganz im Osten des Londoner Westends gelegenen Shaftesbury Theaters kam das aus New York importierte American Tribal Love-Rock Musical ‚Hair' auf fast 2000 Vorstellungen. Emma Peel, James Bond und Michelangelo Antonionis Spielfilm ‚Blow-Up' waren Kult. Rainer Metzger bringt all diese Phänomene in seinen erhellenden und mit Fakten gespickten Texten unter anderem wie folgt auf den Punkt: „Das Britischste an der Premiere von ‚Hair' war freilich die Tatsache, dass sie verschoben wurde. Verschoben auf einen Zeitpunkt, da mit dem ‚Theatres Act 1968' die Zensur aufgehoben wurde. Bis dahin war es Aufgabe des Lord Chamberlain's Office gewesen - autorisiert von einem Edikt von sage und schreibe 1737 -, per Lizenz zu verhindern, dass die Öffentlichkeit in moralisch fragwürdiger Weise mit Sexualität, Gewalt oder sonstigem Extremismus traktiert wurde. Das Ende der Zensur war logische Folge der Sechziger und ihrer zunehmenden Libertinage. Schon ganz an ihrem Anfang, im November 1960, hatte es eine spektakuläre Entscheidung zugunsten ungehinderter Deutlichkeit gegeben, als ‚Lady Chatterley's Lover', D.H. Lawrences immerhin 1928 geschriebener Roman, am Londoner Old Bailey vom Ruch des Pornographischen entlastet wurde, das Buch auf den Markt kam und in den folgenden zwei Jahren in der Ausgabe von Penguin Books 3,3 Millionen Mal verkauft wurde. Andererseits hatte es noch im Jahre 1965 eine Intervention gegeben, die Edward Bonds zweites Theaterstück ‚Saved' (Gerettet) betraf. Bond hatte sich eine Szene ausgedacht, bei der eine Truppe von Heranwachsenden im sinistren Milieu von South London ein Baby zu Tode steinigt. Der Autor war im Vorfeld der Inszenierung vom Lord Chamberlain's Office aufgefordert worden, die Stelle zu ändern, es kam zur Zensur, und das Stück war für öffentliche Aufführung verboten... Sex dagegen war längst ein gutes Geschäft. Bei ‚Hair' nun findet, als Schlussszene des ersten Aktes ... jene viel beraunte Versammlung des Ensembles auf der Bühne statt, da alle nackt dastehen, sichtbar und ausgeleuchtet und das von vorne - die Darbietung von Haar an allen Stellen, wo der menschliche Körper sie hergibt. Ein Damm war gebrochen" (Rainer Metzger).
(ham)