Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 27.05. - 14.08.2011 in der kestnergesellschaft Hannover
Hrsg. von Kristin Schrader mit Texten von André Butzer, Christian Malycha, Steffen Krüger und der Herausgeberin
kestnergesellschaft Hannover/Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2011, ISBN 978-3-86335-037-6, 160 S., 53 Farbtafeln, Hardcover gebunden, Format 32,5 x 24,5 cm, € 38,--
Arnulf Rainer hat die Wiener Kunstakademie als Student schon nach einem Semester verlassen. André Butzer hat es an der Hamburger Hochschule der Künste immerhin auf zwei Semester gebracht, ehe er von ihr gewiesen wurde. Für André Butzer kein Problem: Er wurde zum Mitbegründer der Hamburger Akademie Isotrop und hat sich dort unter anderem zusammen mit Markus Selg und Jonathan Meese den Weg in die Malerei im Selbststudium erschlossen. Seine hohe malerische Begabung und seine professionelle Konsequenz ist nicht nur dem Stuttgarter Künstlerhaus, sondern auch den CFA-Galeristen, Bruno Brunnet und Nicole Hackert, Bernd Hammelehle, Sven Ahrens, Max Hetzler, Guido Baudach, Bernd Kugler und zahlreichen Malerei-Großsammlern aufgefallen. Damit war der Weg für eine rasante Malerei-Karriere gebahnt, die in der Ausstellung „Der wahrscheinlich beste abstrakte Maler der Welt" in der kestnergesellschaft Hannover ihren vorläufigen Höhepunkt fand. Dass Veit Görner den Titel goutiert hat, spricht für das Selbstbewusstsein der beiden „Auslands"-Schwaben und die gemeinsame Überzeugung, dass im brandenburgisch-preußischen Rangsdorf auf dem Areal der ehemaligen Bücker-Flugzeugbau-Werke große Malerei entstanden ist. Dass Butzers Gemälde im buchstäblichen Sinne groß sind, wird keiner leugnen, der seinem abstrakten Bild ‚Ich will erstmal 'ne Cola', 2010, 450 x 290 cm gegenübersteht. Bestritten wird eher der Anspruch, den Butzer höchst selbst jedem künftigen Rezipienten auf den Weg gibt: „Besonders hinweisen möchte ich Sie auf mein Bild ‚Ich will erstmal 'ne Cola' ... Ein sensibles Bild, welches wunderbar im Licht schimmert, das auch auf Grund des speziellen, leicht zum Dunkel neigenden, bleiernen Graus im Zusammenspiel mit dem vorsichtig aufgetragenen Schwarz einen brausehaften Braunton ... heraufbeschwört. Zu einem schier unantastbaren Monolithen wird dieses Bild, ohne im selben Moment von seiner selbst vorgebrachten bildnerischen Infragestellung und von seiner Bescheidenheit insgesamt abzusehen. Das Cola-Bild könnte also mehr als ein Hinweis darauf sein, was auf die Menschheit nach dem langen Ende der Pop Art künstlerisch zukommen wird" (André Butzer). Butzer ist demnach so frei, zu prognostifizieren, dass in dieser Arbeit nicht weniger als der Grundstein für künftige malerische Abstraktion gelegt ist. Auf der anderen Seite hat ihm dieses Bild auch gezeigt, „wie man ein Anderer (‚André, go home!') noch als sein eigener Name werden muss, um Souverän zu sein, im Sinne einer kommenden Herrschaft" (André Butzer). Deshalb bindet er die Herrschaft über die Mittel im Bild und die Herrschaft über die Definitionen von Abstraktion an sich selber als den Autor des Bildes zurück, „aber ohne Gewalt. So kommt es, dass ich nun ahnen kann, wie leuchtend und wie neu die Zukunft der Malerei und der Kunst im 21. Jahrhundert insgesamt sein wird" (André Butzer). Man darf gespannt sein, wie die Zukunft der Malerei und der Kunst im 21. Jahrhundert tatsächlich aussehen wird.
(ham)