unter Mitwirkung von Dagmar Borchers, Arnim Regenbogen, Volker Schürmann und Pirmin Stekeler-Weithofer hrsg. von Hans Jörg Sandkühler, Hamburg 2010, Felix Meiner Verlag, 3209 S., ISBN 978-3-7873-1999-2, 3 Bände mit CD-ROM, 278 €.
Das Lexikon ist in zwei Bänden bereits 1999 erschienen und war inzwischen vergriffen. Die Nachfrage nach einer enzyklopädischen Darstellung philosophischer und wissenschaftlicher Grundbegriffe ist unverändert hoch, sodass das Lexikon für die zweite Auflage neu bearbeitet worden ist. Die Zahl der Artikel und Autorinnen sowie Autoren, auch aus anderen Fachbereichen, wurde für diese neue Auflage erhöht. Die drei Bände umfassen über 650 Artikel, die von ca. 350 Verfassern erarbeitet worden sind. In dieser philosophischen Enzyklopädie finden sich auch Themenbereiche zu aktuellen sozialen, politischen, ökonomischen und kulturellen Problemen, wie z.B. in Artikeln zu Aggression, Diktatur, Folter, Gehirn, Geist, Globalisierung, Kapital, Künstliche Intelligenz, Minderheitenrechte, Nachhaltigkeit, Ökonomie/Wirtschaft, Sterbehilfe und Transkulturalität.
Das Lexikon ist ein Meisterwerk der philosophischen Anstrengung des Begriffs, die flüssig zu lesen ist. Die Artikel sind zuallermeist höchst informativ, gedanklich stringent und in glänzendem Deutsch geschrieben. Wer sich etwa über Achtung, Altruismus, Angst/Furcht, Atheismus, Deismus, Ehrfurcht, Erlebnis, Freiheit, Gemeinsinn, Gerechtigkeit, Glück, Gewissen, Humanismus, Menschenwürde, Neid, Objektivität, Verantwortungsethik/Gesinnungsethik, Pluralismus, Realität, Säkularisierung, Toleranz, Willensfreiheit, Würde, Zivilisation und Zynismus informieren will, ist bestens beraten, wenn er zu diesem Lexikon greift. Vom Herausgeber stammen teilweise in Koproduktion die Artikel über: Abbild, Analogie, Antizipation, Einstellung, Enzyklopädie, Epistemologie, Erkenntnis, Experiment, Gewissheit, Ideologie, Materialismus, Menschenrechte, Pluralismus, Realismus, Überzeugung und Wissenskultur, die allesamt brilliant verfasst sind.
Auch die Religionen sind hier vertreten, insofern sie Philosophie evoziert haben: Christentum, Daoismus, Hinduismus, Islam und Jüdische Philosophie lauten die Titeleinträge. Wünschenswert im Blick auf die 3. Aufl. ist, dass manche Begriffsinhalte wie z.B. Dialektik, Gewissheit, Liebe, Möglichkeit, Mythos, Seele, Schuld oder Tod im näheren Kontakt zur Theologie hätten expliziert werden können, wie es im Lexikon selbst so treffend heißt: „Auf die Frage nach dem gelingenden Leben und für den Umgang mit Erfahrungen von Negativität hat" das Christentum „in seinen Überlieferungen andere Antworten als die Philosophie, mit der es historisch und sachlich gleichwohl in engen Beziehungen steht" (Bd. I, S. 331 [re. Spalte]).
Die jeweiligen Artikel sind mit weiterführender Literatur reichlich versehen. Im Anhang befinden sich die Register der Artikeleinträge, die Verfassernamen und das Personenregister sowie das Sachregister. Mit der Lektüre des Lexikons verhält es sich wie mit gutem Wein: Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken bzw. philosophische Fast-Food-Artikel im Internet zu lesen, zumal die beigelegte CD-Rom einen raschen Zugriff auf die Enzyklopädie erlaubt.
(Jörg-Michael Bohnet)