Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart vom 11.07. 2009 – 01.11. 2009. Hg. von Marion Ackermann, Gerhard Leistner und Daniel Spanke. Mit Texten von u.a. Noemi Smolik und Peter Weibel. Kehrer Verlag, Heidelberg, 2009, ISBN 978-3-86828-089-0, 400 Seiten, ca. 500 Farbabb., gebunden, Format 30 x 25 cm, € 39,90
Eher von akademischem Interesse war die Ausstellung „Kaleidoskop. Hoelzel in der Avantgarde“ im Kunstmuseum Stuttgart. Als stolze Besitzer von 400 Werken, und damit der weltgrößten Sammlung des 1905 als Professor an die Königlich Württembergische Akademie in Stuttgart berufenen Adolf Hölzels, sahen sich die scheidende Direktorin Marion Ackermann und ihre Mannen in der Bringschuld, „einen der Pioniere der Avantgarde von europäischem Rang, den es als Wegbereiter der Moderne neu zu entdecken gilt,“ angemessen zu präsentieren.
Der 400-seitige Riesenkatalog, eine wunderbare Urlaubslektüre, die auch als Auffahrkeil für Wohnmobile geeignet scheint, bietet dreizehn AutorInnen die Gelegenheit, Hoelzel aus dem Nebel des Vergessens hervorzuzerren und ihn als Avantgarde der Avantgarde zu präsentieren. Ein verkannter Revolutionär, der bereits 1905 mit der „Komposition in Rot I“ eines der frühesten Beispiele abstrakter Malerei schuf, ein bedeutender Theoretiker, der schon 1901 mit seinem Aufsatz „Über Formen und Massenverteilungen im Bilde“ einen der Schlüsseltexte der Moderne schrieb, und ein wegweisender Lehrer, der Künstler wie Johannes Itten, Oskar Schlemmer oder Willi Baumeister maßgeblich beeinflusste.
Tja, woran mag es liegen, dass Hölzel (noch) nicht in den Kanon der wichtigen Großmaler aufgenommen wurde? Zurückhaltend ist er gewesen. Nicht seine eigene Person war ihm wichtig, sondern die Malerei, und seine Arbeiten stellen das „progressiv verlaufende Konzept der Moderne infrage“. Drei Todsünden, die auch heute noch ins kunsthistorische Nirvana führen können.
Michael Reuter