Balmoral 2006/2007
Künstlers Heimspiel
Jahrbuch 2005/2007, Band 11 Künstlerhaus Schloss Balmoral
Hrsg. von Danièle Perrier mit Texten unter anderem von Diego Castro, Renate Puvogel, Thomas Wulffen und der Herausgeberin
Künstlerhaus Schloss Balmoral, Bad Ems/Revolver.Archiv für aktuelle Kunst, Frankfurt a. Main, 2008, ISBN 978-3-86588-471-8, 132 S., zahlreiche Farbabbildungen, Broschur, Format 22 x 16,6 cm, € 15,--
Balmoral 2007/2008
Balmoral Blend
Jahrbuch 2007/2008, Band 12 Künstlerhaus Schloss Balmoral
Hrsg. von Danièle Perrier mit Texten unter anderem von Robert Fleck, Birgit Weidmann und der Herausgeberin
Künstlerhaus Schloss Balmoral, Bad Ems/Argobooks, Berlin, 2008, ISBN 978-3-9812552-0-1, 188 S., zahlreiche Farbabbildungen, Broschur, Format 22 x 16,6 cm, € 15,--
Das Künstlerhaus Schloss Balmoral ist eine Einrichtung der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur. Es fördert Bildende Künstlerinnen und Künstler aus allen Ländern durch die Vergabe von Anwesenheits- und Projektstipendien. Zudem werden Auslandsstipendien an rheinland-pfälzische Künstlerinnen und Künstler in London und New York vergeben. Schließlich betreut das Künstlerhaus zwei Stipendien für Paris und eines für Wiepersdorf und Austauschstipendien mit Burgund und mit Fujian in China. Die Jahrbücher verbinden Über- und Einblick in die Aktivitäten des Hauses und der Stipendiaten mit Essays zu Fragen der Gegenwartskunst. Darüber hinaus dokumentieren sie Aktivitäten des Hauses selber und erinnern mit Textauszügen an Künstler wie Eugène Delacroix, die mit Bad Ems verbunden sind. In Band 11 des Jahrbuchs diskutiert Thomas Wulffen die Frage, ob Künstlerhäuser wie das Schloss Balmoral Orte der Produktion oder Orte der Reproduktion sind. „Prototypischer Ort der Produktion ist das Atelier, prototypischer Ort der Reproduktion ist das Museum und die Ausstellung... Was aber passiert, wenn die Räume im Rahmen eines Stipendiums im Kontext eines Künstlerhauses oder Atelierhauses zur Verfügung gestellt werden? Die Bereitstellung dieser Räume ist eingebunden in ein komplexes Netz von Abhängigkeiten, die komplexer sein können als diejenigen eines Museums. Diese Abhängigkeiten berühren ebenso die Institution des Künstlerhauses als die Institution des Künstlers... Das Atelier in einem Künstlerhaus ist gleichzeitig ein Ort der Produktion... und ein Ort der Reproduktion... So ließe sich in diesen Betriebsstätten von einer ‚Reproduktion der Produktion' sprechen" (Thomas Wulffen).
In diesem Sinne hat Sonja Alhäuser mit ihrer Performance ‚Emsrausch' am 01.12.2006 auf Schloss Balmoral die Reproduktion einer Produktion eines Banketts zum Verzehr angeboten: Sonja Alhäuser macht Bankette zur Kunst, indem sie die Grenzen zwischen Festmahl und Kunst aufhebt. „Zunächst legt sie den genauen Ablauf, die Speisefolge und deren Präsentation fest. Vergleichbar der Planung für eine künstlerische Installation konzipiert sie mit Hilfe einer Reihe detaillierter Zeichnungen und Skizzen das künstlerische Arrangement des Buffets. Das beginnt mit grundsätzlichen Entwürfen zum Aufbau und endet mit präzisen Rezeptzeichnungen... Danach werden die Speisen in Zusammenarbeit mit einem professionellen Koch vorbereitet. Bei ‚Emsrausch' wurden Hummer, Krabben, Lachs, Muscheln, Shrimps und Seeteufel von Neptun und seinen Nixen - als Plastiken aus Butter geformt - den Gästen angeboten" (Dirk Dobke).
In Band 12 diskutiert Karl-Siegbert Rehberg die Arbeit der Künstlergruppe ‚Reinigungsgesellschaft' (Martin Keil und Henrik Mayer) als Aufklärung über die Bedingungen von Produktion im kapitalistischen Kontext und als Forschungsarbeit. Die von Martin Keil und Henrik Mayer in Schloss Balmoral vorgestellte Installation ‚Body and Consumerism', 2007, Laufband, Steuerung, DVD muss durch die Besucher über das Begehen des Laufbandes aktiviert werden: Vor dem Laufband erscheinen die Produkte eines Supermarkts in Regalen und Kühltruhen und die Schnäppchen zum Mitnehmen am Ende des Kaufparcours an der Wand. Das Ziel ist der mit der Kasse verbundene Scanner, dessen Signaltöne das Video untermalen. „Die durch die eigene Bewegung des Betrachters erzeugte Rhythmik des Scannertons repräsentiert so die Beschleunigung der Geld-Gesellschaft unter'm ‚Tauschprinzip'..., ein Prinzip, das auch durchschlägt, wenn ... in Galerien und Kunstmessen rote Punkte die bereits verkauften Werke diskret markieren" (Karl-Siegbert Rehberg). In Schloss Balmoral ist es üblich, dass die Stipendiaten dem Land Rheinland-Pfalz nach dem Stipendium ein Werk überlassen. 2008 ging unter anderem der Film von Jürgen Heiter ‚Die Straßenbahn am Meer', 2007, DV/DVD, 12:25 min, Farbe, Edition 1/10 in die Sammlung des Landes Rheinland-Pfalz ein.
(ham)