Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 11.06. – 29.08.2010 im MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg, hrsg. von Walter Smerling mit Texten unter anderem von Bazon Brock, Raimund Stecker, Peter Iden, Richard Milazzo und dem Herausgeber
MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg/Kerber Verlag Bielefeld, 2010, ISBN 978-3-86678-412-3, zahlreiche s/w- und Farbabbildungen, Hardcover gebunden, Format 32,8 x 23,2 cm, € 33,-- (Museumsausgabe)
Stahlskulpturen von Richard Serra beeindrucken schon durch ihre schiere Größe. Von Abbraham David-Christians bisherigem skulpturalen Werk kann man das schwerlich behaupten. Seine frühe Skulptur ‚Erde’ von 1969 hat einen Durchmesser von 12 cm. Seine Skulpturengruppe ‚Die Sprache des Menschen’ von 1981, Gips, ist mit der Maßangabe 26 x 9,4 x 8,8 cm ausgezeichnet. Erst seine Werkgruppe ‚Der heilige Mensch’, 1981/1986 nähert sich dem menschlichen Maß an. Mit über 50 Jahren traut sich Christian in seinem im MKM Küppersmühle für Moderne Kunst vorgestellten Skulpturenzyklus ‚Hayama_7 Türme der Weisheit Nr. 01 – Nr. 07’ von 2007 und 2009 an Größen bis zu 425 cm. Aber schon in seiner Serie ‚Torri del Silenzio’ von 2007/2009 kehrt er wieder zu Höhen von unter einen Meter zurück. Deshalb mag es überraschen, dass er schon 1982 Zeichnungen in Formaten von ein auf zwei Meter und darüber vorgelegt hat und auch noch 2008 und 2009 in diesem und natürlich auch im herkömmlichen Zeichenformat arbeitet. Vergleichbares gilt für seine Papierskulpturen. Trotzdem kommt es Christian nicht auf die Größen an. Er will in einem Bleibendes und die Zeit Überdauerndes schaffen und zugleich hinter sein Werk zurücktreten. Jede Form von Künstlerkult ist ihm fremd. Vielleicht gelingt es ihm gerade deshalb, mehr Wirklichkeit zu schaffen. „Abraham David Christian ist einer der großen Meister, weil es ihm gelingt, das von ihm Geschaute vor Augen zu bringen und nicht mit auftrumpfender Künstlerattitüde seine Originalarbeiten in einmaligen Erscheinungen der Gier nach Neuem anzubieten. In Jahrzehnten einer Weltenwanderschaft hat Abraham David Christian seine Anschauungen gewonnen vor dem, was Menschen aller Weltgegenden, aller Kulturen und Religionen durch Arbeit, durch Gestalten, durch Denken und Danken geschehen machten oder geschehen ließen. Er schaute in höchster Intensität, in Abgeschiedenheit und in tiefer Versunkenheit, aber in enthusiastischer Beseeltheit das große Zeichen- und Gestaltgefüge, mit dem Menschen von sich und ihrer Weltanschauung kündeten… (Er) teilt uns das von ihm dort Angeschaute, Erblickte, Erkannte und Wiedererkannte so unprätentiös, so rein und unverfälscht mit, wie das eben nur Meister vermögen… Jede seiner ‚Skulpturen’ erhebt eine Grundform der Weltgestalt in unsere Wahrnehmung – jenseits der kulturellen, religiösen, ethnischen, sprachlichen Differenzierungen, die üblicherweise unsere Identität, unser Selbstbewusstsein prägen“ (Bazon Brock). Die Auseinandersetzung mit Christian ist für alle, die sich für spirituell aufgeladene auratische Arbeiten interessieren, ein Muss.
(ham)