Publikation zu den gleichnamigen Ausstellungen vom 16.10.2009 – 02.05.2010 in der Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall, und vom 12.06. – 03.10.2010 im Museum der Moderne in Salzburg
Hrsg. von Werner Spies und C. Sylvia Weber mit einer Einführung von Beate Elsen-Schwedler und C. Sylvia Weber, einem Essay von Werner Spies und Werkbeschreibungen von Julia Drost, Sonja Klee und Tanja Wessoloweski
Museum Würth/Swiridoff Verlag, Künzelsau, 2009, ISBN 978-3-89929-165-0, 368 S., zahlreiche Farbabbildungen, Leinen gebunden mit Schutzumschlag, Format 32,5 x 25 cm, € 48,-- (Buchhandelsausgabe)
Max Ernst gibt dem Absurden nach erschütternden Kriegserfahrungen in seinen zuerst dadaistischen und dann surrealistischen Collagen, Collagenromanen, Frottagen, Grattagen, Decalcomanien, Fotografien, Filmen, Zeichnungen, Skulpturen und Bildern breiten Raum und holt so verschüttete und unterdrückte Urängste, Verlust und Gewalt, Schmerz und Begierde ans Tageslicht. Darüber wird er zum Grenzgänger zwischen dem Lust- und dem Realitätsprinzip, zwischen der Welt der Fakten und der Welt des Unbewussten. „Im Mittelpunkt steht die Darbietung unauflösbarer Fremdheit, für die sich keine Deutung anbietet. Grundsätzlich gilt das Interesse dem Mehrwert des Traumes – der Unerklärlichkeit; zu der die Traumverdichtung und damit die Traumverzerrung gelangen -, nicht der Analyse“ (Werner Spies). Nichts ist so kontinuierlich im Werk von Ernst wie der Bruch mit dem Bisherigen. „Mein Vagabundieren, meine Unruhe, meine Ungeduld, meine Zweifel, mein Glaube, meine Halluzinationen, meine Lieben, meine Zornausbrüche, meine Revolten, meine Widersprüche, meine Weigerung, mich einer Disziplin zu unterwerfen, und sei es meiner eigenen (…) haben kein Klima geschaffen, das einem ruhigen, heiteren Werk günstig wäre. Wie mein Benehmen, so ist auch mein Werk nicht harmonisch im Sinne der klassischen Komponisten, nicht einmal im Sinne der klassischen Revolutionäre. Aufrührerisch, ungleichmäßig, widersprüchlich, ist es für die Spezialisten der Kunst, der Kultur, des Benehmens, der Logik, der Moral unannehmbar“ (Max Ernst, 1970). 40 Jahre später und in 430 Arbeiten vorwiegend aus dem Bestand der Sammlung Würth verwandelt sich die von Ernst prognostizierte Unannehmbarkeit freilich in kulinarische Fülle und Augenlust: ‚Albtraum und Befreiung’ präsentiert erstmals die gesamte Kollektion der Werke von Max Ernst in der Sammlung Würth komplett, zeigt ihn als Maler, Grafiker und Bildhauer des Dada und des Surrealismus und stellt ihn als einen der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts vor. Den Kern bilden die 1996 von Reinhold Würth aus der ehemaligen Lufthansa-Sammlung übernommenen Grafiken und Bücher, die in den vergangenen Jahren durch Ölgemälde, Skulpturen, Papierarbeiten, Originalcollagen, Zeichnungen und Frottagen erweitert wurde. Die Sammlung Würth besitzt heute neben dem Frankfurter Städel die umfangreichste Max-Ernst-Sammlung überhaupt.
(ham)