Publikation zu den Ausstellungen 2008 in Essen, Kassel und Berlin, 2009 in Augsburg, Itzehoe und Jakarta mit Texten unter anderem von Claus Leggewie und Lamya Kaddor
Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen/Berlin, 2009, ISBN 978-3-8030-0702-5, 132 S., zahlreiche Farbabbildungen, Hardcover gebunden, Format 22 x 24,9 cm, € 24,80
Der renommierte Politikwissenschaftler Claus Leggewie tritt seit langem für eine vorurteilsfreie Begegnung mit dem Islam in Deutschland ein. Sein zusammen mit der Publizistin Ursula Baus angestoßenes Projekt, Moscheen, ihre Nutzer und ihre Atmosphären zu fotografieren, greift dieses Anliegen auf. Die rund 2600 seit den 70er Jahren in Deutschland gebauten Moscheen sind in aller Regel in Industriegebieten und Hinterhöfen platziert. Die allermeisten wurden ohne Streit gebaut. Der Streit und die öffentliche Debatte beginnen, wenn der künstlerische Anspruch steigt und Zentrumsnähe Konkurrenz zur Leitkultur erwarten lassen. „Moscheenkonflikte sind jenseits der Streitigkeiten um Lärm und Parkplätze und jenseits der konkreten Funktion von Sakralbauten hochbrisante symbolische Anerkennungskonflikte … Der geheime Sinn … könnte … darin bestehen, dass sie unterm Strich zur gesellschaftlichen Integration beitragen … Jeder friedlich ausgetragene Konflikt … bringt die Gesellschaft weiter. Schwierig ist diese Botschaft, weil sie den Beteiligten viel abverlangt. Muslime reklamieren Religionsfreiheit, dafür müssen sie in der Diaspora (und von dort aus in den Kernländern des Islam!) Säkularisierung und Religionspluralismus nicht nur hinnehmen, sondern lernen, dass sie einen Gewinn für die eigene (Glaubens-) Überzeugung bringen“ (Claus Leggewie). An der Architektur müssen die Bauten nicht scheitern: Die Moschee als Typus kennt kein eigentliches Bauprogramm. Allein die Ausrichtung gen Mekka ist verpflichtend. Ansonsten hängt „ihr Aussehen von der Kreativität der Architekten, Imame und Gemeindemitglieder ab, die den Bau errichten“ (Christian Welzbacher).
(ham)