Hrsg. von Ingrid Mössinger
Kunstsammlungen Chemnitz/Kerber Verlag Bielefeld, 2008, ISBN 978-3-86678-252-5, 255 S., 51 Farbabbildungen, Hardcover gebunden, Format 30,6 x 24,3 cm, Museumsausgabe € 20,--
Die in dem vorliegenden Band vereinten 16 Interviews von Peter Iden u.a. mit Helmut Schmidt, Georg Baselitz, Dennis Hopper, Georg Karl Pfahler und Richard Serra stehen fast immer im Kontext einer Ausstellung in den Kunstsammlungen Chemnitz. Einzelne Gespräche waren als Katalogbeiträge, andere anlässlich einer Retrospektive geplant. Gespräche wie die mit Raimund Girke, Georg Karl Pfahler, Wolfgang Mattheuer und Lothar Quinte sind über die Information über ihr Verständnis von Kunst hinaus zu kostbaren Erinnerungen an die inzwischen Verstorbenen geworden.
So hatte Georg Karl Pfahler den Tachismus und die Malerei des ‚all over’ im Blick, als er seine neue Konzentration auf genau definierte Formen und Farben entwickelte und ihr einen Stellenwert zugestand, der der Farbe, wenn sie der Abbildung verpflichtet ist, vom Gegenstand genommen wird. „Das war das Neue: Farbe als autonom sich selbst interpretierende Realität. Die besonders in Deutschland häufig geforderte Abgrenzung der Farbe als Träger von Bedeutung, Sinn, Spiritualität gegen eine ‚nur’ dekorative Wirkung interessiert mich dabei wenig. Die Hauptaufgabe des Künstlers ist es, etwas vor Augen zu bringen, was der Betrachter so noch nicht gesehen hat. Damit arbeitet Kunst am Bewusstsein der Zeitgenossen…“ (Georg Karl Pfahler).
Von Markus Lüpertz erfährt man, dass er nicht, wie ihm gerne unterstellt wird, mit seinen Arbeiten provozieren will. „Ich kann Ihnen versichern, dass ich das nicht will. Ich will, wenn ich arbeite, dass die Leute mich bewundern, das großartig finden, mir auf die Schulter klopfen und sagen, das hast du fantastisch hingekriegt“ (Markus Lüpertz).
Und im Interview mit Anthony Cragg kann man lernen, dass sich sein erster Angriff gegen die Concept-Art richtete: „Nur ein oder zwei Ideen schnell in den Raum zu stellen, konnte doch nicht ausreichen. Mir ging es um länger laufende Prozesse. Ein anderer Gegner war die Geometrie, die Macht der geraden Linie, gegen die ich rebellierte“ (Anthony Cragg).
Nach dem Studium des Bandes wird man Ingrid Mössinger zustimmen, wenn sie schreibt, dass Peter Iden zu den Kunstkritikern gehört, die auch gute Fragesteller und bestens auf ihre Gegenüber vorbereitet sind. Iden kann so fragen, dass die Gefragten bereit sind, sich zu öffnen.
(ham)