Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 17.01. – 21.02.2009 in der Galerie Michael Schultz.Hrsg. Schultz Contemporary Berlin, Text von Kito Nedo in dt./ engl. (Übers. Nathan Moore).Schultz Contemporary Berlin, 2009, ISBN 3-939983-29-2, 49 S., 15 Farbabbildungen, Broschur, € 15,--
Wenn denn Bilder Geräusche von sich geben würden, so zischten, brizzelten, sprühten, knisterten und knallten die Leinwände der 1979 in Bonn geborenen Malerin Katrin Kampmann um die Wette. ‚Die einfache Explosion’ ist der schmale Katalog aktueller Arbeiten nach einem Werk von 2008 (200 x 250 cm) betitelt, der zur gleichnamigen Ausstellung in der Berliner Galerie Schultz, die bereits wiederholt Werke von ihr gezeigt hat, Anfang des Jahres erschienen ist. Explosion, so der Eindruck, ist malerisches Programm und lustvolles Experimentieren mit verschiedenen Techniken – vom Aquarell über Schütt-, Sprüh-, Druck- und Schablonentechniken – zugleich. Wie eingefrorene Standbilder eines Farb- und Formensprengvorgangs wirken die meist querformatigen Bilder der ehemaligen Meisterschülerin von K.H. Hödicke. Die Verfremdung von Figur und Grund stellt den Betrachter vor die Wahrnehmungsprobe, die Strukturen der Farbkleckse und Formensplitter nach Darstellungsinhalten zu erforschen. Als Inspiration für ihre Malerei dienen Kampmann neben fotografischen Vorlagen zuweilen Bildausschnitte aus bekannten Filmen, wie Murnaus ‚Nosferatu’ oder Hoppers ‚Easy Rider’. Das wiederholt auftauchende Motiv des Fernsehbilds im Bild, Anspielung auf unsere fragmentierte Wahrnehmung von Wirklichkeit, eröffnet kompositorisch faszinierende Überschneidungen malerischer Räume. Kito Nedo, dessen Katalogbeitrag folgerichtig mit Camouflage überschrieben ist, stellt die Farbflecken-Muster in Bezug zu Bildvorstellungen der Psychologie bzw. des Militärs, die von Künstlern wie Andy Warhol mit seinen Camouflagemuster-Selbstporträts der späten 1980er Jahre aufgegriffen wurden. Diese starke „Sehnsucht des Verschwindens im eigenen Werk“ (Kito Nedo) findet sich auch in der Malerei von Katrin Kampmann, allerdings ohne je eine handwerklich starke Autorenschaft zu leugnen.
(Stefan Graupner)