Edition Hochparterre bei Scheidegger [&] Spiess, Zürich, ISBN 978-3-85881-235-3, 88 S., 16 ganzseitige s/w-Tafeln und zahlreiche s/w-Vignetten, Hardcover gebunden mit Schutzumschlag, Format 31,5 x 24,5 cm, € 35,--
Hans Danuser hatte 1988 auf Bitte des Architekten unter anderem Peter Zumthors Kapelle Sogn Benedetg in Sumvitg fotografiert und mit seinen radikal subjektiven Bildern einen Markstein in der Geschichte der Architekturfotografie gesetzt. Die Bildfolge von sechs mittelformatigen Schwarzweißfotografien zeigt eine Außenansicht der Kapelle und einen Zaun im Nebel, der den Weg neben der Kapelle begrenzt. Dazu kommen vier materialbetonte Teilansichten des Innenraums. Danuser setzt beim Fotografieren ein genaues Betrachten voraus, rechnet der Fotografie eine hohe Kompetenz im Aufzeichnen von sichtbaren Oberflächen zu und geht davon aus, dass man womöglich dem Unsichtbaren über das Sichtbare auf die Spur kommen kann. „Interessant ist, dass der Transfer von Objektoberflächen ins fotografische Bild nur in der Hell-Dunkel-Technik respektive im Spektrum der Grauwerte vom hellsten Hell bis zum dunkelsten Dunkel so funktioniert, dass der Bau als Körper spürbar wird“ (Hans Danuser).
20 Jahre nach ihrer Erstpräsentation wird in der Relektüre der Bilder deutlich, dass Danusers Bildfolge in dem Zeitraum des Übergangs von der Auffassung von Architektur als Zeichensystem, als Text oder Sprache zur Auffassung von Architektur als Bild entstanden ist. “Bei diesem Übergang… ,der heute allgemein als ‚Pictorial Turn’ oder ‚Iconic Turn’ bezeichnet wird, spielte die Fotografie eine Hauptrolle. Und die Begegnung zwischen Danuser und Zumthor markiert einen entscheidenden Punkt“ (Philip Ursprung).
Der Band dokumentiert die Serie ebenso wie Danusers Bilder von der Therme Vals und Zumthors Schutzbauten über römischen Funden in Chur. In Gespräch zwischen Köbi Gantenbein und Hans Danuser wird auch deutlich, dass die Architektur ihre mediale Aufmerksamkeit und gesellschaftliche Prominenz vor allem auch der Fotografie verdankt.
(ham)