Publikation zu den gleichnamigen Ausstellungen vom 13.11.2005 - 12.03.2006 im Museum Franz Gertsch, Burgdorf (Werke bis 1976), im Kunstmuseum Bern (Werke 1977 bis 2005) und zu den weiteren Stationen der Ausstellung in veränderter Form vom 08.04. - 25.06.2006 im Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen, vom 15.07. - 01.10.2006 in der Kunsthalle in Tübingen und im Anschluss im MOMOK Museum Moderner Kunststiftung Ludwig, Wien
Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit, 2005, ISBN 3-7757-1661-0, 287 S., zahlreiche Farbabbildungen, Hardcover gebunden mit Schutzumschlag, Format 31,4 x 28,6 cm, € 49,80 (D) / SFR 78,--
Sonderausgabe im Herbst 2012 bei Hatje Cantz: ISBN 978-3-7757-1661-1, € 29,95 (D) / SFR 41,90
Der 1930 in Möringen am Bielersee/Schweiz geborene Franz Gertsch gilt neben Chuck Close als einer der wichtigsten Vertreter des sogenannten Foto- oder Hyperrealismus der 1970er Jahre. Die großformatige Publikation zur Retrospektive dokumentiert neben dem Frühwerk aus dem Jahre 1951 bis 1969 und dem Neubeginn der Jahre 1969/70 die in aller Regel großformatigen Gruppenporträts der frühen 1970er Jahre, dem Patti Smith-Zyklus und das Selbstbildnis von 1980, die ab 1980 entstehenden Frauenbildnisse und die ab den letzten 1980er Jahren entstehenden großformatigen farbigen Holzschnitte. „Gut 35 Jahre Schaffen umfasst das von Gertsch selbst autorisierte, 1969 beginnende Werkverzeichnis der Gemälde ... Obgleich sich Figuration und Realismus als Konstanten durch sein gesamtes Lebenswerk von den 50er Jahren bis heute ziehen, klaffen die künstlerischen Zielsetzungen in verschiedenen Werkphasen ... diametral auseinander. Blickt man auf den Ausgangspunkt seiner kanonisierten Schaffenszeit, das 1969 entstandene Bild ‚Huaa...!' ... und auf den - zumindest vorläufigen - Endpunkt ‚Silvia III' ... von 2003/04, so mag man kaum glauben, dass man es mit demselben Künstler zu tun hat... So unterschiedlich die Anfangs- und Endpunkte isoliert betrachtet auch erscheinen, so erweist sich bei näherem Hinsehen die Werkentwicklung doch als überraschend stringent und konsequent... So stehen zu Beginn der 50er Jahre höchst romantische, melancholische und zu vollkommener Verinnerlichung neigende künstlerische Formulierungen, während Gertsch am Ende der 60er Jahre bei seinen Collagen den größten Abstraktionsgrad seiner ganzen Karriere erreicht, der wie eine Verschmelzung aus Pop-Art und Hard-Edge-Malerei wirkt....Der größte Bruch findet 1969 statt, als Gertsch beschließt, das abstrahierende Prinzip aufzugeben und sich stattdessen der Wirklichkeit zu verschreiben... Doch führt ihn der künstlerische Weg am Ende wieder zurück zu den (kunst)historischen Ursprüngen: Die ‚Silvia'-Bildnisse knüpfen wie kaum ein anderes Bildwerk der Gegenwart an altmeisterliche Malerei etwas eines Leonardo an..." (Reinhard Spieler).
(ham)