Publikation zur gleichnamigen Gemeinschafts-Ausstellung vom 17.03. - 17.06.2012 im Institut für Moderne Kunst Nürnberg, der Kunsthalle Nürnberg, dem Kunstverein Nürnberg und dem Staatlichen Museum für Kunst und Design in Nürnberg mit Texten unter anderem von Dietrich Mahlow, Eberhard Roters, Ellen Seifermann und Manfred Rothenberger
Kunsthalle Nürnberg im Kunstkulturquartier - Stadt Nürnberg / Kunstverein Nürnberg / Albrecht Dürer Gesellschaft / Neues Museum - Staatliches Museum für Kunst und Design in Nürnberg / Verlag für Moderne Kunst Nürnberg, 2012, ISBN 978-3-86984-320-9, 320 S., zahlreiche Farbabbildungen, Klappenbroschur, Format 29 x 22,3 cm, € 38,-- (Museumsausgabe)
Nürnberg wird im Jahr der Documenta 13 von der größeren kulturellen Öffentlichkeit vor allem mit seiner spektakulären Ausstellung des jungen Dürers, aber kaum mit internationaler zeitgenössischer Kunst in Verbindung gebracht. Dabei kann Nürnberg auf die erste deutsche Kunstakademie und den ersten deutschen Kunstverein ebenso verweisen wie auf die seit den 1960er Jahren auf die Präsentation nationaler und internationaler Gegenwartskunst ausgerichtete Kunsthalle, auf das Institut für Moderne Kunst und auf das Neue Museum - Staatliche Museum für Kunst und Design. Wie in Hannover haben sich jetzt auch in Nürnberg die hauptsächlich mit Gegenwartskunst befassten maßgeblichen Institutionen auf ein Gemeinschaftsprojekt geeinigt und dabei eine schon 1970 vom Gründungsdirektor der Kunsthalle Nürnberg Dietrich Mahlow vorgeschlagenes Projekt von 30 Künstlerräumen realisiert. Mit dem Projekt ‚30 Künstler / 30 Räume' soll zu einer Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Raumes und seiner aktuellen Bedeutung ebenso eingeladen werden wie zum Kennenlernen der von den Kuratoren für wichtig gehaltenen Künstler. In ‚Made in Germany Zwei' und in ‚30 Künstler / 30 Räume' werden der 1969 in Stuttgart geborene Ulf Aminde und der 1980 in Bremen geborene Max Frisinger präsentiert. Aminde zeigt an beiden Orten seine Videoarbeit ‚Frontalunterricht' von 2009, in der er junge arbeitslose Erwachsene dazu animiert, sich selbst ins Zentrum des Geschehens zu stellen. Das Projekt droht an der Verweigerungshaltung der Protagonisten zu scheitern. Erst als der Künstler die Gruppe auf die Probebühne holt und sie vor die Aufgabe stellt, vor laufender Kamera ihn selber zu spielen, gelingt das Projekt. Max Frisinger hat für Nürnberg einen begehbaren Raum mit hauptsächlich vor Ort gesammelten Materialien komponiert. Der 1956 in Creglingen geborene und in Nürnberg lebende und arbeitende Winfried Baumann erweitert seine Werkgruppe ‚Instant Housing' um nach dem Baukastenprinzip aus Baumaterial gebaute benutzbare Wohnsysteme, die er an der Rückfront der Galerie Kunstraum Sterngasse anbringt (Occupied Wall Space, 2012). Tobias Rehberger bringt die an seine Venedig-Arbeit angelehnte Rauminstallation ‚Little Vegetarian Room' von 2010 in das Ausstellungsprojekt ein „ein kleines Kabinett, in dem das Rauchen explizit erlaubt ist. Durch einen bedruckten Vorhang - hier finden sich neben Rauchschwaden auch Abbildungen bunter Hundekuchen, tausendjähriger Eier und anderer vegetarischer [gt][gt]Köstlichkeiten[lt][lt] - grenzt Rehberger einen Raum im Raum ab und schafft zugleich eine absurde räumliche Situation: Der Rauch lässt sich durch den Vorhang natürlich nicht einfangen, sondern sucht sich seinen Weg nach draußen" (Harriet Zilch). Der 1977 in Nürnberg geborene Florian Tuercke zeigt seine Arbeit ‚AudioBikes', „zwei Fahrräder, die den Ausstellungsbesuchern leihweise zur Verfügung gestellt werden und so ausgerüstet sind, dass der Fahrer seine Fahrt als akustische Transformation live miterleben kann" (Manfred Rotenberger).
(ham)