Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Museum Wiesbaden vom 31.10.2010 bis 27.02.2011
Hrsg. von Volker Rattemeyer und dem Museum Wiesbaden
Verlag Museum Wiesbaden 2010
ISBN 978-3-89258-088-1, 413 Seiten, 398 Farbabbildungen, deutsch, Softcover, Format 29 x 24 cm, EUR 30,-
Die Ausstellung ist das dritte größere Ereignis des vom Kulturfonds FrankfurtRheinMain initiierten Kooperationsprojektes „Phänomen Expressionismus". Hat das Städelmuseum Frankfurt dem Brücke-Künstler Ernst-Ludwig Kirchner eine Retrospektive gewidmet und sich die Mathildenhöhe Darmstadt vor allem mit den dunklen Themen des Expressionismus in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg auseinandergesetzt („Gesamtkunstwerk Expressionismus"), so deutet der Titel der Wiesbadener Ausstellung auf eine Suche nach dem Geistigen in der Expressionistischen Kunst hin.
An vergleichbaren Unterfangen mangelt es hierzu in der jüngeren Ausstellungslandschaft nicht. Die Zahl der Publikationen zum Blauen Reiter und seinen wichtigsten Vertretern reißt nicht ab und „Das Geistige" in deren Kunst wird immer wieder gerne als Aufhänger benutzt.
Kann das Museum Wiesbaden hier neue Akzente setzen, vielleicht sogar neue Erkenntnisse beisteuern?
Zunächst einmal spannen Ausstellung und Katalog einen Bogen von der Anfangszeit des Blauen Reiter in München und Murnau bis hin zum Abstrakten Expressionismus der 1940er und 1950er Jahre in New York. Seinem Untertitel wird hier der Katalog gerecht, denn die Darstellung der chronologischen Entwicklung ist sehr gelungen. Wie der abstrakte Expressionismus nach New York kam, dort weiterentwickelt wurde, sich verändert hat und schließlich in der Kunst Mark Rothkos mündet, das wird im Katalog auch innerhalb der Textbeiträge fundiert dargestellt. In dieser Hinsicht bietet die Publikation auch ohne vorherige Ausstellungsbesichtigung wertvolle Informationen.
Die Suche nach dem spezifisch Geistigen gestaltet sich nun etwas schwieriger. Zwar fehlen natürlich nicht entsprechende Zitate aus Kandinskys Schriften. Und seine Farbtheorie wird auch anhand seiner Bühnenexperimente erläutert. Die Informationen zum „Geistigen in der Kunst" übersteigen jedoch zunächst nicht den Umfang, wie er auch in vergleichbaren am Markt erhältlichen Katalogen geboten wird. Erst die Beiträge und (verstreuten) Informationen zum Kunstverständnis der Maler des Abstrakten Expressionismus in New York setzen hier einen interessanten Akzent. Denn der dabei vorgenommene Vergleich mit den deutschen Malern offenbart die unterschiedliche Behandlung des „Geistigen" in deren Kunst und trägt somit allgemein zu einem vertieften Verständnis des „Geistigen" im Expressionismus bei.
(Thomas Moser)