Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 24.05. - 18.09.2010 in der Sammlung Goetz, München
Hrsg. von Ingvild Goetz, Karsten Löckemann und Stephan Urbaschek mit Texten von Birgit Sonna, Katharina Vossenkuhl, Larissa Michelberger und den Herausgebern
Sammlung Goetz, München/Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, 2010, ISBN 978-3-7757-2603-0, 144 S., ca. 70 Farbabbildungen, Hardcover gebunden, Format 24,7 x 17,7 cm, € 35,-- (D)/SFR 59,--
Der 1959 in Meppen geborene Andreas Slominski ist mit überladenen Fahrrädern bekannt geworden, die aussehen, als ob sie den gesamten Hausrat eines Obdachlosen transportieren würden. Weiter mit Mäuse-, Ratten-, Vogel-, Fuchs- und anderen Denkfallen wie der Arbeit ‚Wo sind die Skier?', 2000, in der er ein Paar Skier in den Fallrohren einer Regenrinne versteckt. Dazu kommen Windmühlen-Don Quichotterien und seit 2005 großformatige Aluminium-Guckkästen, in die er besprühte Styroportafeln und Fundstücke wie Kleiderbügel, Kerzen, Scheren, Farbroller, Bratpfannen und immer wieder Krawatten einbringt. Seine Fundstücke erinnern an Marcel Duchamp und an Gerhard Rot, die Styroportafeln an eine Werkgruppe des Düsseldorfer Malers und Zeichners Ulrich Meister. In ihrer Anmutung sind Slominskis Guckkästen entfernt mit Vincent Tavennes somnabulen Guckkasten-Traumwelten verwandt. Im kunsthistorischen Diskurs haben sich für Slominskis Objekte die Begriffe ‚Bilder' und ‚Gemälde' durchgesetzt. „Formal wie inhaltlich scheint der Begriff der Bricolage oder der des Sampling eine Annäherungsmöglichkeit an Slominskis Bilder zu bieten: „Als Bricolage gilt, wenn Technik und Gegenstände in einen neuen Kontext gestellt werden, der nicht den ursprünglichen Normativen entspricht, wenn also beispielsweise Kleidung, Symbole und Embleme künstlich zusammengestellt werden und eine nicht vordefinierte Reorganisation von unmittelbar zur Verfügung stehenden Zeichen bzw. Ereignissen zu neuen Strukturen stattfindet. Dies gilt bei Slominski nur bedingt, da er sich vor der Verwendung genauestens überlegt, welche Zeichen oder Symbole er einsetzen und in seine Werke einbringen will" (Stephan Urbaschek). Seine Arbeiten ‚G Africa', 2009 und ‚Pigsty', 2010 spielen mit Garagentoren. Sie verweigern anders als die Fallen und die Guckkästen jeden Einblick. Auf dem weißen Tor ‚G Africa' sind unter anderem Schilder für Gefahrentransporte und ein paar abgelaufene Stiefel zu finden, auf dem roten Tor ein schwarzes Schild mit der weißen Einschreibung ‚Pigsty only for white'. Man fragt sich, in welche Falle man gerät, wenn man die Tore öffnet.
(ham)