Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 26.09.2010 - 09.01.2011 im Josef Albers Museum Quadrat Bottrop
Hrsg. von Heinz Liesbrock mit Texten unter anderem von Heinz Liesbrock und Ad Reinhardt
Josef Albers Museum Quadrat Bottrop/Richter Verlag Düsseldorf, 2010, 184 S., zahlreiche s/w- und Farbabbildungen, Klappenbroschur, Format 29 x 23,2 cm, € 34,-- (Museumsausgabe)
Die letzte Ad Reinhardt-Ausstellung in Deutschland fand 1985 in der Staatsgalerie in Stuttgart statt. Die Ausstellung und der von Gudrun Inboden und Thomas Kellein herausgegebene Katalog waren ein Ereignis. Dies nicht nur deshalb, weil sie die Besucher zu heftigen Diskussionen über Reinhardts Anspruch, die „allerletzten Bilder, die letzten, die wir irgend machen können" gemacht zu haben, verführt hat. Sondern auch deshalb, weil sie mit den „zeitlos politischen Cartoons" auch den anderen Reinhardt gezeigt haben. Ein geschlagenes Vierteljahrhundert hat es gedauert, bis mit „Ad Reinhardt. Letzte Bilder/Ad Reinhardt und Josef Albers. Eine Begegnung" eine nächste Ausstellung zustande gekommen ist. Ihr kommt das Verdienst zu, Reinhardts seit 1960 gemalten „schwarzen" Bilder aus seinem malerischen Weg herzuleiten und sie in den Kontext von Josef Albers zu stellen. „Reinhardts Weg als Maler ist gekennzeichnet durch eine kontinuierlich zunehmende Reduktion der farblichen und der formalen Differenzierung seiner Bilder... Den Auftakt ... bilden einige wenige Beispiele aus den späten dreißiger Jahren, als Reinhardt mit abstrakten, von der formalen Auffassung des Kubismus geprägten Bildern erstmals öffentlich als Maler auftrat... Um 1953 entstehen dann... die ersten der ‚schwarzen' Bilder, in denen die Farbigkeit immer mehr zurückgedrängt wird" (Heinz Liesbrock). 1960 betreten die „letzten" Bilder die Bühne der Kunstgeschichte. Die vor Reinhardts Malereien als „Spannung zwischen Sichtbarkeit und Verhüllung" erlebte Faszination und ihre „berückende und unabweisbare Präsenz" (Heinz Liesbrock) ist also nicht vom Himmel gefallen. Reinhardt wird als Intellektueller vorgestellt, der die mit Kasimir Malewitschs ‚Schwarzem Quadrat' verbundene Moderne konsequent zu Ende denkt. Für ihn handelt die Kunst immer von Kunst, von nichts als Kunst und von nichts anderem. Deshalb kann für ihn, was Jonathan Meese fordert, Kunst niemals die Welt regieren. „Die Kunst hat niemals die Welt regiert. Kunst - als - Kunst kann nie die Welt gewinnen, ohne ihre Seele zu verlieren" (Ad Reinhardt, 1964). Dass zwischenzeitlich in der heftigen, in der wilden Malerei und in der neuen Leipziger Schule unzählige figurative Bilder gemalt worden sind und dass Maler wie André Butzer Figuration und Abstraktion zum Ausgleich bringen wollen, steht auf einem anderen Blatt. Reinhardts Bilder haben ihren Platz inzwischen zu Recht im Museum gefunden. Die Geschichte der Kunst verläuft, anders von Reinhardt vorgestellt, durchaus nicht zielgenau. Sie folgt keinem vorbestimmten Muster. Sie entfaltet keine vorher festgesetzte Form. Sie verläuft in keiner geraden Linie und sie ist von ihrem Wesen her auch nicht unveränderlich und schon gar nicht zeitlos.
(ham)