Publikation zu den Ausstellungen Hans-Christian Schink, Fotografien 1980 bis 2010 vom 08.04. - 13.06.2011 im Neuen Museum Weimar, vom 01.07. - 03.10.2011 im MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg und vom 02.09 - 22.10.2011 in der Galerie Rothamel, Frankfurt
Hrsg. von Ulrike Bestgen, Simone Förster, Wolfgang Holler und Walter Smerling mit Texten unter anderem von Ulrike Bestgen, Matthias Flügge, T.O. Immisch, Kai Uwe Schierz und einem Interview von Simone Förster mit dem Künstler
Hatje Cantz Verlag Ostfildern 2011, ISBN 978-3-7757-2826-3, 180 S., 155 Farbabbildungen, Leinen gebunden mit Schutzumschlag, Format 33,4 x 29,2 cm, € 49,80 (D)/SFR 67,--
Der 1961 in Erfurt geborene Leipziger Fotograf Hans-Christian Schink ist mit seiner Serie ‚Verkehrsprojekte Deutsche Einheit' bekannt geworden, in der er in den Jahren nach der Wiedervereinigung entstandene Straßen- und Eisenbahnbauten in den neuen Bundesländern dokumentierte. Schon in dieser Serie wurde Schinks ausgesprochenes Interesse an den Übergängen von Natur und Kultur, seine Offenheit für neue Themen und Orte und sein reflexiver Umgang mit dem Medium Fotografie deutlich. Schink hat in der Fachklasse von Joachim Jansong an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig studiert und den dort verfolgten dekonstruktiven Ansatz kennengelernt. „Fotocollagen, Fotomontagen, Bild-Text-Gefüge lassen das [gt][gt]einfache[lt][lt] Kamerabild hinter sich. Solches Arbeiten bedeutet, auf die der Kamera eingeschriebenen Zentralperspektive zu verzichten, sie zu überwinden. Das so reflektierte Verhältnis von Realraum, Bildraum uund Bedeutungsraum" geht in seine späteren Arbeiten ein. Die Monographie gibt erstmals einen Überblick über alle Werkgruppen des Künstlers und hat ihren Höhepunkt in der 37-teiligen Serie ‚1 h', 2002 - 2010. „Schinks ‚1 h' - eine Stunde - ist zweifellos der bisherige Höhepunkt seines Schaffens. An ihr hat er neben den Verkehrsprojekten auch am längsten gearbeitet, die meisten und weitesten Reisen unternommen. Hier kommen der faszinierende Gegenstand und die frappierende Methode zusammen. Ausgangspunkt war 1999 eine bau- und raumbezogene Wandarbeit für die Universität Jena, eine dreiteilige Arbeit über den Himmel: oben der Taghimmel, unten der Nachthimmel und dazwischen die Aufnahme einer schwarzen, solarisierten Linie der Sonne, inspiriert von einer Fotografie Hermann Krones aus dem Jahr 1888. Seit 2002 hat Schink an verschiedenen Orten damit experimentiert, [gt][gt]Sonnenwege[lt][lt] in Landschaften einzuschreiben, hat lange getestet und probiert, bis er das geeignete Filmmaterial und die passende Belichtungszeit fand. So, dass beides, leeres Land oder Meer und die als schwarzer Streifen erscheinende Sonnenlinie ein Bild ergeben, dessen Teile einander zu etwas nie Gesehenem ergänzen (ohne analoge Fotografie wäre es so auch nicht sichtbar zu machen gewesen). Schließlich ging er den entscheidenden Schritt weiter und entwickelte daraus ein Konzept: je zwölf solcher Aufzeichnungen von der Nord- wie Südhalbkugel der Erde, die den nördlichsten und südlichsten, östlichsten und westlichsten Punkt einschlossen, den er erreichen konnte" (T.O. Immisch). Im Ergebnis erscheint die Sonne wie ein schwebendes schwarzes stabförmiges UFO über der Landschaft.
(ham)