Publikation zur Ausstellung ‚The Poltergeist Experimental Group (PEG). Applied Spirituality and Physical Spirit Manifestation' vom 19.11.2011 - 15.01.2012 im Migrosmuseum für Gegenwartskunst Zürich mit Beiträgen von Alexandra Blättler und Raphael Gygax und einem Gespräch zwischen Florian Germann und Raphael Gygax
migros museum für gegenwartskunst Zürich / JRP / Ringier, Zürich, 2012, ISBN 978-3-03764-270-2, 148 S., zahlreiche Farb - und Duotone-Abbildungen, Hardcover gebunden, Format 23,5 x 17,5 cm, SFR 45,-- (Museumsausgabe)
Der 1978 in Kreuzlingen geborene und in Zürich lebende Florian Germann kann dem Typus des an das Künstlerbild der Renaissance anknüpfenden Künstlerforschers zugerechnet werden, für den der bei jeder neuen Arbeit entstehende Erkenntnisgewinn zentral ist. Deshalb bezeichnet er seine Arbeit gerne auch als ein geistiges Ertüchtigungsprogramm. Bei seinen als Untersuchungen angelegten Ausstellungsprojekten interessieren ihn die Zwischenräume, die geistige Mitte des gegensätzlich Erscheinenden und der Sinngehalt der technologischen Prozesse, ihre „‚Geistlichkeit'...Mich interessiert es, herauszufinden, was das Ganze zusammenhält. Man könnte diese Arbeitsmethode auch erkenntnisphilosophisch erklären: Du siehst zwei Dinge, und daraus entsteht etwas Drittes. Es gibt dieses Phänomen auch bei der Beulenpest. Da setzen sich zwei Stoffe unter der Haut fest, und durch die Drüse der Pestbeule werden sie zusammen wieder ausgeschieden. Aus zwei Stoffen entsteht also ein dritter - eine warme Fusion eigentlich....Die Triebfeder für meine Projekte ist immer die Frage, wieso etwas so ist, wie es ist, und eben nicht anders. Zudem arbeite ich additiv und prozesshaft. Ich beginne an einem Punkt und gehe von diesem zum nächsten. Am Schluss steht dann eine Art Schaltungsschema wie bei einem Stromkreislauf. Dieses erzeugt die geistigen Energien zwischen den einzelnen Teilen" (Florian Germann). Vorbilder für seine Versuchsanordnungen sind Joseph Beuys, Chris Burden, Jason Rhoades und Matthew Barney. Aus formalästhetischer Sicht wirken Germanns Werkzyklen „wie eine Mischung aus physikalischen Instrumenten und modernistischen Skulpturen, die sich im Ausstellungsraum ausnehmen wie eine Versuchsanordnung...Als inhaltliche Ausgangspunkte für diese Versuchsanordnungen dienen Germann oftmals historische Figuren wie etwa Napoleon oder mythologisch-fantastische Motive wie das der Lykanthropie... oder Geistererscheinungen. Diese unterwirft er einer Umschreibung, wobei er faktische und fiktive Momente miteinander verwebt" (Raphael Gygax). Seinen eigens für die Züricher Ausstellung geschaffenen Werkzyklus „The Poltergeist ..." sieht er in der Nähe der Arbeit der Parapsychologen.
(ham)