Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen
Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung der Curt-Engelhorn-Stiftung für die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim vom 02.10.2011 - 29.04.2012 mit Texten unter anderem von Elisabeth Ahner, Jörg Orschiedt, Andreas Schlothauer und Ursula Wittwer-Backofen
Publikation der Reiss-Engelhorn-Museen Band 41 / Schnell + Steiner, Regensburg, 2011, ISBN 978-3-7954-2454-1, 388 S., 365 Farb- und 78 s/w-Abbildungen, Hardcover gebunden mit Schutzumschlag, Format 30,5 x 24,5 cm, € 29,95
Die Wiederentdeckung der 1917 in den Besitz der Reiss-Engelhorn-Museen gekommenen rund 500 Objekte umfassenden Schädelsammlung des Künstlers und Darwinisten Gabriel von Max (1840 - 1915) im Jahr 2008 gab den Anstoß zur Ausstellung „Schädelkult". „Mit über 300 Exponaten aus allen Zeiten und fast allen Kontinenten ermöglicht die Ausstellung erstmals eine umfassende Annäherung an das Thema" (Alfred Wieczorek, Wilfried Rosendah). Der überaus verdienstvolle umfassende Begleitband zur Ausstellung gibt mit seinen 49 Kurzessays einen stupenden Einblick in den derzeitigen Forschungsstand. So widmet sich Joachim Wahl dem Schädelkult, Kannibalismus und Totenbehandlung in der Alt- und Mittelsteinzeit. Andrea Zeeb-Lanz stellte den bis heute letztlich nicht gedeuteten bandkeramischen Ritualplatz von Herxheim (Pfalz) vor. Richard Kunz widmet sich dem Schädelkult und der Kopfjagd bei den Naga, die heute in den östlichen Ausläufern des Himalajas im Grenzgebiet Nordost-Indien/Nordwest-Myanmar (Burma) siedeln. Wilfried Rosendahl und andere geben Einblick in die Untersuchungen von übermodellierten Schädeln und Schädelmasken aus Melanesien mit modernen Hightech-Methoden. Ulrike Neurath-Sippel stellt die christlichen Reliquien in den Kontext eines pietätvollen Umgangs mit dem Körper von Verstorbenen. „Das Vorbild für die christlich-abendländische Tradition lieferte die Bestattung des Leibes Jesus. Sie konstituierte... die religiöse Gesinnung , den sterblichen Überresten der in Gottes Reich eingegangenen Menschen Ehrfurcht zu erweisen. Vor allem brachte man Ehrfurcht jenen entgegen, die sich um ihren Glauben als Märtyrer verdient gemacht hatten und heilig gesprochen wurden. Um dieser Ehrfurcht gebührend Ausdruck zu verleihen, wurden die Körper jener Märtyrer und Heiligen in das Achtungsempfinden der Gläubigen integriert - als Reliquien, durch die man sich Hilfe in Not versprach und mit denen man sich Gottes Gnade ... zu sichern versuchte... Die Reliquienverehrung im Christentum ist bereits seit dem 2. Jahrhundert nachweisbar" (Ulrike Neurath-Sippel). Eva-Maria Günther widmet sich schließlich dem Motiv des menschlichen Schädels in der bildenden Kunst. Eine „Schädelgalerie" von A wie Ahnen bis Z wie Zauberei schließt den kaum auszuschöpfenden Begleitband ab.
(ham)