Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 27.11.2011- 05.02.2012 in der Kunsthalle Recklinghausen
Hrsg. von Ferdinand Ullrich und Hans-Jürgen Schwalm
Kunsthalle Recklinghausen, 2011, ISBN 978-3-939753-36-0, 128 S., zahlreiche Farbabbildungen, Klappenbroschur, Format 30 x 23 cm, € 10,--
Der seit 1948 als erster kommunaler Kunstpreis nach dem Zweiten Weltkrieg vergebene Kunstpreis [gt]Junger Westen[lt] wurde 2011 für Plastik, Skulptur, Installationen ausgeschrieben und war mit € 10.000,-- dotiert. Teilnahmeberechtigt waren alle Künstlerinnen und Künstler ab Jahrgang 1976 mit deutscher Nationalität oder mit Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland. Von den 382 Bewerberinnen und Bewerbern kamen Cornelius Grau, Valerie Krause und Michael Sailstorfer in die Endauswahl. Der 1986 in Osterkappeln geborene und in Düsseldorf lebende Cornelius Grau installiert stark farbige Alltagsszenen in den Ausstellungsräumen, so unter anderem einen Heuhaufen und eine Forke, einen Besen und eine Treppe vor dem Treppenfegen, einen Wäschetrockner und ein 60-er-Jahre-Rennrad unter einem stilisierten Baum. Die von Grau verwendeten Primärfarben erinnern entfernt an die Farbpalette von Ottmar Alt; das ambitioniert eingesetzte Hauptmaterial Holz verleiht den Szenen einen surreal-herben Charme. Valerie Krause setzt dagegen auf Beton, Gips, Stahl und Stoff und die Poesie von Minimal und Arte Povera. Ihre Boden- und Wandstücke (Ohne Titel, Beton; Ohne Titel, Gips, Stahl) könnten bildhauerisch frei entwickelt aber auch in vorgefundenen Situationen abgenommen sein. Den Kunstpreis [gt]Junger Westen 2011[lt] hat der schon vielfach ausgezeichnete 1979 in Velden geborene und heute in Berlin lebende Michael Sailstorfer gewonnen. Die hochkarätige Jury unter anderem mit Monika Bandmeier, Florian Matzner, Gereon Krebber und Holger Freitag begründet ihre Wahl wie folgt: „Michael Sailstorfer hat den Begriff der Skulptur mit geistreichem Witz und mit Konsequenz erweitert und zugleich auf eine Probe gestellt. Dabei spielen aktionistische Momente genauso eine Rolle wie kinetische und traditionell plastische, in denen es um Volumen, Masse und Raum geht. So können seine plastischen Werke schweben, sich selbst verbrauchen und abnutzen, ihren Aggregatszustand verändern - das Weiche wird fest, das Feste wird weich. Sein Begriff von Plastik schließt jegliche Veränderung der sinnlich wahrnehmbaren Welt ein: Sei es das chaotische Umgraben einer Freifläche durch ein animiertes Publikum oder die akustische wie auch olfaktorische Wahrnehmung, denen er ebenso plastische Qualitäten abringt, bis hin zur äußersten Strapazierung der menschlichen Sinne".
(ham)