Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, Nürnberg, 2006, ISBN 978-3-7757-1832-5, 264 Seiten mit 22 s/w- Abb., kartoniert, Format 24,10 x 16,7, € 24,80
Auch Zeitungs-Feuilletonisten schreiben ungerne nur für die Unterlage in Vogelkäfigen und Kaninchenboxen und so darf sich der FAZ-Autor Thomas Wagner geehrt fühlen, viele seiner Artikel über moderne und zeitgenössische Kunst in einem Sammelband zu finden. Die Aufmachung ist allerdings recht schlicht ausgefallen, das Layout lieblos und die Bilder rar. Das Ganze macht den Eindruck einer Goodwill-Aktion, die möglichst wenig kosten sollte.
Zumal die Form der kurzen und aktuellen Kunstkritik wenig geeignet ist, sie zwischen Buchdeckeln zu verewigen. Nichts ist älter als die Zeitung von gestern.
Am Interessantesten ist noch die einleitende Auseinandersetzung des Autors mit seinem Metier. Auch an Wagners Seele nagt das „Who cares?“ der Kritikerzunft. Gegen die Gefahr, in einem uniformen, geldgesteuerten Kunstmarkt der Eitelkeiten zum Klatschreporter zu verkommen, setzt er den Wunsch, durch die Kritik einen „Resonanzraum“ für die Kunst zu schaffen, einen „aus einer bestimmten Beobachterperspektive gesehener Raum, der auf unterschiedliche Fragen und Konstellationen antwortet“. Allgemeine Gültigkeiten vermag die Kritik jedoch nicht mehr zu postulieren. Sie ist im anschwellenden Meinungspluralismus nur eine Stimme unter vielen. Eine Position, die den Großinquisitoren der überregionalen Tageszeitungen sicherlich bitter aufstößt und die in letzter Zeit immer öfter in offener Konfrontation zu Bürgerjournalisten und Bloggern medial ausgefochten wird. „Vielleicht“, so schreibt Wagner als Resümee, „wird Kritik beweglicher und agiert weniger konventionell, wenn sie die Angst vor ihrer Auflösung überwindet.“
Michael Reuter