Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 25.03. - 20.06.2010 im Museum Frieder Burda
Hrsg. von der Stiftung Frieder Burda mit einem Gespräch zwischen Frieder Burda, Patricia Kamp und Jean-Christophe Ammann
Museum Frieder Burda, Baden-Baden / Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, 2010, ISBN 978-3-7757-2672-6, 112 S., ca. 110 Abbildungen, Hardcover gebunden, Format 28,6 x 19,5 cm, € 16,90
Der Band skizziert die Entstehung des Museums Frieder Burda, Baden-Baden, und stellt 100 Arbeiten aus der ca. 850 Arbeiten umfassenden Privatsammlung vor. Im Gespräch mit seiner Tochter Patricia Kamp und seinem langjährigen Freund Jean-Christophe Ammann berichtet Frieder Burda unter anderem von einem Gespräch mit Gerhard Richter, der wie er nicht an gesellschaftskritischer Kunst interessiert ist. „Wenn man in seine Bilder so etwas hineininterpretiert, dann sagt er, dass das nicht stimmt. Er sagt, er wolle malen, er sei nicht dafür da, andere Leute zu erziehen oder ihnen den Spiegel vorzuhalten. Seine Aufgabe sei es, gute Bilder zu malen, und dafür habe ihm der liebe Gott die Gabe geschenkt. Grundsätzlich finde ich Gesellschaftskritik natürlich wichtig, aber für meine Sammlung will ich keine Provokation sammeln, sondern gute Kunst" (Frieder Burda). Von Jean-Christophe Ammann auf den Titel der Ausstellung „Die Bilder tun was mit mir..." angesprochen, sagt Burda von sich, dass er weniger analytisch als emotional veranlagt ist.
„Das Emotionale ist bei mir immer im Vordergrund. Ich reagiere natürlich auf schöne Gebäude emotional, ohne analytisch zu fragen, wie der Architekt auf dem Weg zu diesem Gebäude gekommen ist. Der Weg ist mir eigentlich relativ egal, mich interessiert das Ergebnis. Genauso wenig interessiert es mich, wie der Maler malt, welche Farbe er nimmt... Ich gehe durch die Welt, indem ich mich von den Eindrücken inspirieren lasse, ich bin in dem Fall also immer wieder expressiv veranlagt, und das hängt schon sehr stark mit dem Elternhaus zusammen" (Frieder Burda). Am Schluss des Gesprächs steht die an Jean-Christophe Ammann gestellte Frage, was für ihn einen großen Sammler auszeichnet. Für Jean-Christophe Ammann ist ein großer Sammler allgemein ein unternehmerisch denkender Mensch. „Man braucht: Instinkt, Intuition, Kompetenz und Risikobereitschaft. Und wenn diese vier Dinge bei einem Menschen konvergieren, ist er den anderen voraus, weil er ein Früherkennungssystem in sich trägt. Das Früherkennungssystem oder das Radar besteht darin, dass der Sammler wie jeder Unternehmer die Fähigkeit besitzt, antizyklisch zu denken: Wenn alle in eine Richtung schauen, schaut er schon in die andere. Die besten Sammler haben diese Fähigkeit zur Früherkennung, ohne sie interessanterweise näher definieren zu können. Und das ist etwas, was ich wiederum auch in Deinen Worten erkennen kann, Frieder: ‚Etwas tut etwas mit mir, das Bild tut etwas mit mir, ich weiß aber nicht, weshalb'. ‚Es tut es' - dieses ‚es' ist etwas ganz Entscheidendes. Wenn ich auch das Potenzial erkenne, die Kraft und die Magie, dann bin ich auf dem richtigen Weg" (Jean-Christophe Ammann). So hat Burda Gerhard Richters ‚Abstraktes Bild, See' von 1997 im Atelier von Gerhard Richter gesehen und ihm gesagt, dass er dieses Bild haben möchte. „Und Richter meinte: ‚Och, das ist kein gutes Bild', aber ich wollte es unbedingt kaufen. Als es später in Edinburgh ausgestellt war und ich mit Richter davor stand, fragte er mich fast sprachlos: ‚Hast Du damals erkannt, dass das Bild so gut ist? Ich habe lange gebraucht, aber jetzt sehe ich es auch'" (Frieder Burda).
(ham)