Hrsg. von Susan Davidson und David White mit einem Text von Nicholas Cullinan
Schirmer/Mosel München, 2011, ISBN 978-38296-0512-0, 232 S., ca. 136 Tafeln in Duotone und Farbe, Hardcover gebunden mit Schutzumschlag, Format 28,7 x 24,7 cm, € 58,-- (D) / € 79,70 (A) / SFR 81,90
Fotografien sind elementarer Bestandteil der Arbeit des amerikanischen Pop-Artisten Robert Rauschenberg. Sein Interesse geht auf seine Auseinandersetzung mit der Fotografie unter Anleitung unter anderem von Hazel Larsen Archer und Aaron Siskind am Black Mountain College in North Carolina in den späten 1940er und frühen 1950er Jahren zurück. 1951 fand die Blaupause ‚Female Figure' Aufnahme in Edward Steichens Ausstellung ‚Abstraction in Photography' im Museum of Modern Art. Ab 1954 integrierte er Fotografien in seine ‚Combines' und setzt sie auch noch in seiner letzten Serie ‚The Runts' (2006 - 2008) ein. Aber er fotografierte auch seine Familie, sein Atelier, auf Reisen durch Europa, Künstlerfreunde wie Cy Twombly, Jasper Johns, Willem de Kooning und John Cage, das Bild von Licht und Schatten, den menschlichen Körper und Alltagsgegenstände. Zu fotografieren war für ihn Aneignung der realen Welt. „Mag die Fotografie auch keine adäquate Metapher für die retinale Wahrnehmung sein, bleibt sie doch ein entscheidendes Element für Rauschenbergs ästhetische Erforschung der Art und Weise, wie Menschen visuelle Informationen wahrnehmen, auswählen und miteinander verbinden. Ein Großteil von Rauschenbergs Werk würde ohne die Fotografie wohl nicht existieren" (Walter Hopps).
Erst 1969 präsentiert Rauschenberg zum ersten Mal sein fotografisches Werk. Die letzte Publikation ausschließlich zu den Fotografien liegt 30 Jahre zurück. Für den vorliegenden Band wurden 132 Fotografien aus mehr als 200 zwischen 1949 und 1965 entstandenen Bildern ausgewählt, „die von ihm selbst für Ausstellungen gekennzeichnet oder zur Veröffentlichung als eigenständige Fotokunstwerke freigegeben worden waren... Rauschenberg war mehr an Komposition als an Aspekten der Belichtung und der Vergrößerung von Abzügen interessiert... Einer Ästhetik verpflichtet, die er einmal als ‚zufällige Ordnung' bezeichnete, beschnitt er keines seiner Bilder nach dem Entwickeln und erklärte in einem Interview: ‚Fotografie ist wie das Diamantenschleifen. Daneben ist daneben'. Doppelbelichtungen ... akzeptierte er als künstlerischen Tropus, den er verwertete und entwickelte ... Die hier mit aufgenommenen Blaupausen - lebensgroße Fotogramme" illustrieren die experimentellen Tendenzen des Künstlers (Susan Davidson und David White).
(ham)