Franz Neckenig
Eine ganzheitliche Methode. Dietrich Reimer Verlag, Berlin, 2010, ISBN 978-3-496-01417-1, 384 S., 18 Farb- und 125 s/w-Abbildungen, zahlreiche Übersichtsgrafiken, Broschur, Format 20,6 x 13,5 cm, € 24,90 (D)/€ 25,60 (A)/SFR 44,--
Die von Franz Neckenig vorgelegte Stil-Geschichte der Kunst versteht sich als Versuch, ein offenes Netzwerk zu beschreiben, das wissenschaftliches Material aus den verschiedenen Bereichen der Sozial-, Kultur- und Geistesgeschichte in einer „neuen" integrativen Form miteinander verbindet. „Das Lern- und Lehrwerk vermittelt strukturiertes, vernetztes Wissen in idealtypischer Weise. Es ist: 1. historisch organisiert, 2. in der komplexen Wissensvermittlung von historischen Inhalten zwar einer Enzyklopädie zu vergleichen; 3. im Gegensatz zur Enzyklopädie und zu einem Kulturfahrplan geht es jedoch von den Schlüsselbegriffen: Individuum, Gesellschaft, Kulturgüter und Natur aus; ...4. das Lern- und Lehrwerk versteht sich nicht als Nachschlagewerk, sondern als eine spielerische Vermittlung von vernetztem Wissen in Form eines Puzzles, das zu Bildung und Geschichtsbewusstsein führen soll" (Franz Neckenig). Gegenüber der seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts betonten mehr vom Subjekt bestimmten Betrachtungsweise ist die Arbeit betont historisch orientiert und möchte in der Zuordnung von Mensch (Künstler) und Zeit, Gesellschaft und Kunst, Kunstwerk und Stil eine Möglichkeit eröffnen, die Kunstwerke aus allen Epochen und Kunstregionen in einer gleichen Vorgehensweise zu befragen. Unter „Stil" wird die abstrakteste künstlerische Erscheinungsform verstanden, die die allgemeinen sozialen, kulturellen und geistigen Inhalte einer Epoche in symbolischer Form vorstellt. Die Herausarbeitung des stilistisch Besonderen einer Zeit und die stilistische Zuordnung der Werke bildet die eigentliche Aufgabe des stilgeschichtlichen Arbeitens von Neckenig. Gerhard Richter steht für das Ende der Einheit von OEuvre und Stil. In der Gegenwart verlagert sich die symbolische Verdichtung mehr und mehr auf die individuellen künstlerischen Intentionen. Die Kunst der Gegenwart kann dann zwar immer noch mit Hilfe freier Assoziationen und kunstwissenschaftlichen Analysen inhaltlich erschlossen werden; sie bedarf aber mehr als in der Vergangenheit der intellektuellen Mithilfe der Künstler. Deshalb bleibt es für Neckenig offen, ob es sinnvoll ist, eine Stilgeschichte der Gegenwartskunst zu schreiben.
(ham)