Gegenwartskunst in Österreich
Publikation zu den gleichnamigen Ausstellungen vom 03.06. - 26.09.2010 in der Landesgalerie Linz, im Lentos Kunstmuseum Linz und im OK Offenen Kulturhaus Oberösterreich
Hrsg. von Martin Hochleitner, Stella Rollig, Martin Sturm mit Texten unter anderem von den Herausgebern Landesgalerie Linz, Lentos Kunstmuseum Linz, OK Offenes Kulturhaus Oberösterreichs/Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 2010, ISBN 978-3-86984-123-6, 232 S., zahlreiche Farbabbildungen, Leinen gebunden, Format 24,6 x 17,8 cm, € 20,--
Die Triennale Linz 1.0 begreift sich als in Österreich neu etabliertes Ausstellungsformat, das alle drei Jahre in der Landesgalerie Linz, im Lentos Kunstmuseum Linz und im OK Offenen Kulturhaus Oberösterreich einen repräsentativen Zeit- und Querschnitt durch die aktuelle Kunstszene zeigen und Linz als Zentrum der österreichischen Gegenwartskunst positionieren will. Bei der Erstausgabe der Triennale bespielen 114 Künstler mit 101 Projekten die drei Häuser, darunter der 1976 in Wien geborene Gregor Graf mit seinen von Zeichen, Menschen und Verkehr gereinigten großformatigen Lambdaprints aus seiner Langzeitserie ‚Hidden Town', die 1970 in Salzburg geborene Eva Grubinger mit ihren skulpturalen, installativen und fotografischen Reflexionen über räumliche, psychische und mediale Repräsentation von Macht und die 1977 in Klagenfurt geborene Maria Petschnig mit ihrer skulpturalen Performance ‚Kip Masker' von 2007, Video 3' 25". „Leises Atmen begleitet diese skulpturale Performance, die intime Textilien wie BHs oder Bodys (an teils zum Gebrauch nicht vorgesehen Stellen) über den nackten Körper stülpt. Die filmische Übersetzung dieser experimentellen Bondage-Bilder sperrt sich durch Umraum-Auslassungen und ungewöhnlich geschnittene Bildrahmungen gegen eine vollständige Lesbarkeit..." (Thomas Edlinger). Für Martin Hochleitner, Stella Rolling und Martin Sturm werden in der Auswahl erstens eine kritisch-produktive Auseinandersetzung mit der subjektiv erlebten Realität deutlich, ein Trend zu neuer Subjektivität. Bei vielen Arbeiten fällt zweitens ein Hauch zum Skurrilen und zu surrealen Brechungen auf. Schließlich wenden sich die ausgewählten Künstler drittens anders als nach den geopolitischen Umbrüchen von 1989 nicht mehr den Verwerfungen der realen Lebensbedingungen zu, sondern den Gesetzmäßigkeiten des eigenen Terrains und der Kunst. Wenn unter den Bedingungen der gesteigerten Form der Globalisierung alles andere überkomplex geworden ist, versichern sich eine Reihe von Künstlern des eigenen Herkommens: So zeigt Paul Kranzler in seiner Fotografie ‚Vater im begehbaren Schrank sitzend mit Fuchspelz meiner Mutter', 2007, seinen nackten Vater. Die vor 30 Jahren kaum denkbare Aufnahme mutiert zur offenen Liebeserklärung an den eigenen Erzeuger.
(ham)