Publikation zur gleichnamigen Ausstellung der Meisterschüler der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe im Ulmer Museum mit Texten unter anderem von Erwin Gross, Martin Mäntele und Axel Heil. 2 Bände, 1 Video-DVD
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe / Ulmer Museum Ulm / Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg, 2011, ISBN 978-3-88423-382-5, 488 S., Broschur, zahlreiche Farbabbildungen, Format 21 x 14,8 cm, € 20,--
Die beiden von Axel Heil zusammen mit den Meisterschülern für die Ulmer Museumsausstellung bearbeiteten Bände stellen die in Karlsruhe als top bewerteten Positionen auf jeweils 12 Farbseiten vor. Dass damit allenfalls ein erster Schritt auf dem Weg in die selbständige künstlerische Existenz gegeben ist, arbeitet Axel Heil in seinem kurzen Beitrag für die Kataloge in ungewöhnlicher Deutlichkeit heraus: „Als Teil des großen Spiels gibt es zunächst den ‚nationalen' Image-Korridor, in dem eine Kunstakademie auch ihre Meisterschüler-Hitparade als ‚Entwicklungspotential' für progressiv gedachte ‚erfolgreiche' Kunst von übermorgen plazieren will, die nebenbei den ‚Monopol'-verwöhnten Zockern eine Steilvorlage bieten soll. Den Lehrenden der Hochschule macht hier ... der Zwang zur ‚Prophetie' der Wissenden ... zu schaffen. Das ist nicht wenig interessant, abhängige Kunst zu erzeugen in der ‚Gesellschaft des Plagiats' und diese trotzdem täglich liebevoll in Augenschein zu nehmen. Dieses Szenario ... interessiert alle Beteiligten und Produzenten noch wenig. Noch heißt das Schild auf dem Schulbus ‚Vorwärts - irre Ladung'. Kritisch muss man unsere Ausgangssituation als ‚naiv' bezeichnen - ins positive Verständnis von ‚Entwicklungspotentialen' gewandelt, heißt es schlicht ‚Unverdorbenheit'. Dass es für jede ‚nächste' Generation nur um ‚das Ding an sich' geht, das Kunstwerk ... ist ohnehin keine Frage... Die Hoffnung scheint ungebrochen - sogar dafür, dass all diese jungen Künstler ‚noch nie da Gewesenes', ihre mit Überzeugung präsentierten ‚Werke' in einer Öffentlichkeit zur Diskussion stellen, die eigentlich - und das ‚wissen' wir alle - ein anderes System regiert. Die ‚Arroganz des Geldes' steht all überall in krassem Gegensatz zur ‚Arroganz der Kompetenz'. Im ‚Großen' können wir das Spiel nicht ändern, im Kleinen versuchen wir wenigstens ‚unsere' Spielregeln einzuhalten" (Axel Heil). Axel Heils Memento in Ehren: aber mit der Ulmer Ausstellung und den der Öffentlichkeit übergebenen Katalogen beginnt das andere Spiel. Deshalb sei mir erlaubt, aus den 2011 top gesetzten Positionen die zu nennen, die ich weiter beobachten will. Christopher Andersen, 1978 in Crest (Frankreich) geboren und seit 2020 Meisterschüler bei Gustav Kluge stellt menschenleere mittelformatige Landschaftsmalereien ohne Titel vor, die eine Welt im Übergang zu zeigen scheinen. Man spürt in der hauptsächlich blaugrau gehaltenen dunklen Palette eine Bedrohung, die man nicht näher benennen kann. Aber „Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch (Hölderlin)". Die 1986 geborene Franz Ackermann-Meisterschülerin Corinna von der Groeben fällt durch hoch präzise Fotoserien unter anderem aus Kaunas, Litauen, aus Vilnius und aus dem Rummelplatz von Karlsruhe auf. Der 1978 in Garmisch-Partenkirchen geborene Stefan Balkenhol-Meisterschüler Stefan Seitz hat etwas irre und wie hin gerotzt wirkende farblich gefasste Holzskulpturen beigetragen, an denen man hängen bleibt. Aus der Klasse von Erwin Gross fallen der 1987 in Kassel geborene Andreas Felix Tritsch und der 1979 in China geborene Xuan Wang mit subtilen, zwischen Realität und Traum angesiedelten Farbkompositionen auf. In den nächsten zwei bis drei Jahren haben die Spielregeln des Markts die Spielregeln der Akademie ersetzt. Dann wird sich zeigen, was das für die einzelnen Positionen heißt.
(ham)