Werkverzeichnis mit Texten von Nils Büttner, Bärbel Küster und Dirk Teuber
setzer verlag 2011, ISBN 978-3-9814201-1-1, ca. 140 S., zahlreiche s/w- und Farbabbildungen, Broschur, Format 21 x 14,4 cm, € 23,--
Granit, Kalk, Marmor, Schiefer, Paraffin, Glas und Licht gehören zu den Materialien, auf die der 1956 in Betzigau/Kempten geborene Alf Setzer bei der Erarbeitung seines bildhauerischen Werkes setzt. Für Dirk Teuber durchmisst er dabei Lehrstunden der Bildhauerei aus dem 20. ins 21. Jahrhundert hinein. „Alf Setzer verfolgt in minimalistischer Ästhetik eine eigene Weise der Grundlagenforschung, die sich aus einsehbaren einfachen Formen entfaltet , im Dialog mit einer vergleichsweise nüchternen Haltung gegenüber dem, was Material, was Handwerk ist und Kunst vermag... Nicht die persönliche Handschrift ist gefragt, sondern eine autonome Strategie der Sondierung von Sinn durch Bindungen an Material und Arbeitsspur im Werkprozess..." (Dirk Teuber). In seiner für die Landesgartenschau in Villingen-Schwenningen 2010 geschaffenen ‚endlichen Säule' stapelt Setzer 31 industriell gefertigte Grabsteine übereinander. Die Inschriften mit den Namen der Toten sind durch das Aufeinanderlegen verdeckt. „Die Erinnerung an sie wird damit gleichsam konserviert und unsichtbar gemacht. Schon durch ihr Material wird Alf Setzers ... Arbeit zum Memento mori... Alf Setzers Stele regt zum Nachdenken über das eigene Umgehen mit der Erinnerung und den Moden des Gedenkens an... Die Frage nach den Formen, Funktionen, Möglichkeiten und Grenzen memorialer Monumente wird auch im Titel ausgesprochen, denn die ‚Endliche Säule' nimmt fraglos auf jene ‚Unendliche Säule' Bezug, die Konstantin Brâncuşi 1937/38 in der rumänischen Provinzstadt Târgŭ Jiu in sein Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs integrierte (Nils Büttner). Warum Setzers 2006 für die Stiftskirche Faurndau geschaffene spektakuläre Installation ‚Lettner', Neonlicht, Kabel, Metall, 600 x 450 x 10 cm nach drei Tagen wieder abgebaut werden musste, bleibt im Werkverzeichnis offen: Setzer hatte etwa 50 einfache Neonröhren in den Chorbogen zwischen dem Chorraum und das Schiff gehängt und damit an traditionelle Lettner ebenso wie an den in der Todesstunde Jesu zerrissenen Vorhang im Jerusalemer Tempel erinnert. Dass die Installation überkommene Sehgewohnheiten irritiert, leuchtet sofort ein. Die im Werkverzeichnis als Begründung für den Abbau angedeutete theologische Irritation kommt dem Rezenzenten aber nicht in den Sinn. Ein erneutes Gespräch mit dem 2006 für die Entscheidung verantwortlichen Kirchengemeinderat könnte größere Klarheit schaffen.
(ham)