Francis Bacon über seine Arbeit
Piet Meyer Verlag AG, Bern, 2011, ISBN 978-3-905799-10-1, 124 S., 37 Farb- und 26 s/w-Abbildungen, Leinen gebunden mit Schutzumschlag, Format 25,7 x 17 cm, € 28,40 (D+A)/SFR 32,50
Der 1941 in High Wycombe (Bucks, England) geborene Michael Peppiatt gilt als bedeutendster Biograph von Francis Bacon. Peppiatt war seit seinem ersten Interview im Jahr 1964 mit Bacon verbunden und blieb bis zu dessen Tod im Jahr 1992 ein enger Freund und Vertrauter des Malers. Durch die Publikation ist das 1984 als Essay für die schweizerische Zeitschrift Art International entstandene Porträt des Künstlers wieder zugänglich; Peppiatt hat es ergänzt um Atelierpraktiken und Techniken, die Bacon zeitlebens zu verbergen trachtete und über die er niemals sprach. „So erklärte er Gott und der Welt, er zeichne niemals, ja er, der nie richtigen Zeichenunterricht gehabt habe, könne überhaupt nicht zeichnen". Dabei zeichnete er wie die meisten Maler „ziemlich regelmäßig, um Ideen und Kompositionen auszuarbeiten, bevor er seine charakteristischen Pinselstriche in einer Skizze auf die Leinwand setzte. Selbst seine Tagebücher enthalten gelegentlich die sehr rudimentäre Skizze eines Bildes, das ihm im Kopf herumging. Aber Bacon machte ein Prinzip daraus, seine Zeichnungen zu vernichten: Er nämlich hielt sie für unfertig und gewiss uninteressant. Eine Reihe von Zeichnungen, die der Vernichtung entgangen sind, kamen nun zutage... Ganze Packen höchst fragwürdiger Skizzen und übermalter Fotografien sind inzwischen aufgetaucht..." (Michael Peppiatt). Am Ende seiner oft 14-stündigen nächtlichen Touren durch die Kneipen und Spielhallen von London und Paris stand immer wieder die refrainartig wiederholte Frage und das als Antwort gegebene nihilistische Bekenntnis: „So ist das eben. Was haben wir denn, mal abgesehen von diesem kurzen Moment der Existenz - diesem wundersamen Intervall zwischen Leben und Tod? Nichts, hörst du, absolut nichts. Wir gehen vom Nichts ins Nichts, und das war's dann. So strahlend das Leben scheint, es ist nichts dahinter. Nada. Verstehst du? Nada" (Francis Bacon). Dem entspricht sein vernichtender Spott über alles, was ihn an Religion und Glauben erinnerte. Das hielt ihn aber nicht davon ab, „zu seiner eigener Malerei ein geradezu religiöses Verhältnis" zu entwickeln. „Das Malen war ... eine Tätigkeit, die sich jenseits seiner Kontrolle vollzog, so dass er, wenn er malte, bewusst versuchte, die Kontrolle abzugeben, damit eine mächtigere Kraft sich durchsetzen konnte, die vielleicht aus dem Unbewussten emporstieg, das er für die tiefste Quelle seiner Bilderwelt hielt. Insofern beschwor Bacon auch immer wieder die Macht des Zufalls, und er durchlief ein bestimmtes Ritual (beim Malen wie am Roulettetisch), um diese allerwichtigste Gottheit an seine Seite zu ziehen" (Michael Peppiatt). Den zweiten Teil des Bandes bilden drei Interviews des Autors mit Francis Bacon. Am Schluss folgen zwei Essays über van Gogh und Francis Bacon.
(ham)