Materielle Kultur in praktisch-theologischer Perspektive (PThK 17). Gütersloh 2006.
Mädler legt hier eine Arbeit vor, die religionstheoretische Kulturhermeneutik betreibt. Kultur wird mit Geertz verstanden als ein selbstgesponnenes Bedeutungsgewebe, so dass Menschen ganz unterschiedliche Sinnhorizonte eröffnen können. In diesen Sinnhorizonten verorten sich Menschen, bestimmen ihre Standpunkte und bringen sie mit Zeichen zum Ausdruck. „Sich als Kirche innerhalb dieser umfassenden Sinnhorizonte zu verorten, ist daher eine ebenso dringende wie unabschließbare Aufgabe, die dem Protestantismus seit den Kulturdebatten der vergangenen Jahrhunderte auf den Nägeln brennt." (13) Mädlers Fragestellung zielt auf die Ausdrucksformen und ihre medialen Vollzüge, „in, mit und durch die sich eine als sinnvoll empfundene Deutung der Wirklichkeit vollzieht." (13) Sie wendet sich nun nicht bedeutenden Kunstwerken der Musik oder Malerei zu, sondern alltagsbezogenen Gegenständen, die eher als trivial anzusehen sind, aber für Menschen gleichwohl Sinnhorizonte darstellen, weil es Dinge sind, an denen das Herz hängt. So werden diese Dinge „transfiguriert" (14). Sie werden durch ein qualitativ-empirisches Forschen ermittelt; auf der einen Seite sind es materielle Gegenstände, die mit dem Blick auf ihre Prägung und ihr Geprägtwerden sowie durch ihre Verschränkung von Sinn und Sinnlichkeit bestimmt sind. Auf der anderen Seite fragt die Autorin nach dieser Intensität der Wechselseitigkeit emotionaler Valenzen, so dass je nach stärkerer oder schwächerer „Ladung" ein Tiefensinn formuliert werden kann. Dabei gewinnt der Begriff der Transfiguration Kontur: „Transfiguration meint in diesem Zusammenhang die wechselseitige ‚Verklärung des Gewöhnlichen', und zwar sowohl die Verklärung des Gegenstands durch die Person als auch umgekehrt die Verklärung der Person durch die Vergegenständlichung." (16) So wird deutlich, wie alltägliche Gegenstände Orte für Religion sind; die qualitativ-empirische Studie zeigt auf, wie räumliche, zeitliche und soziale Perspektiven dabei ineinander fließen. Dabei ist z.B. eine Bibel ebenso wie eine Puppe ein solcher Gegenstand, ein Haarpflegeset wie ein Vitrinenschrank, ein Ehebett ebenso wie ein Familienwappen. Es liegt auf der Hand, dass diese Erkundungen auch übertragen werden können auf die sakramentale-materielle Dimension, so dass Altar, Kanzel, Taufstein, Patene und Kelch etc. ebenso gewürdigt werden wie Gegenstände, die für Bildungsprozesse von Belang sind, und auch wie Dinge, an denen das Herz hängt, die kasualtheoretisch relevant sind und mit denen die eigene Biographie erkundet werden kann.
(Jörg Neijenhuis)