Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Kunstverein Ulm vom 27.04. – 08.06. 2008. Hg. von Monika Machnicki und Kai Uwe Schierz. Mit Texten von u.a. Hans-Ulrich Obrist und Lynne Tillman. modo Verlag, Freiburg i. Br., 2008, ISBN 978-3-937014-83-8, 124 Seiten, 443 Farbabb., gebunden, Format 28 x 30 cm, € 30.—
1972 malte Peter Dreher (*1932) ein leeres Wasserglas, 25 x 20 cm, auf einem weißen Tisch vor weißem Hintergrund. Seitdem sind weitere 4.500 Gläser in zwei Serien gefolgt, alle im gleichen Format, mal bei Tag, mal bei Nacht, immer am selben Platz in seinem Atelier im Schwarzwald. Die Konturen des Glases fixiert er mit Hilfe einer Schablone, um Abweichungen zu vermeiden. Mindestens 50 Gläser malt er jedes Jahr, dazu Totenschädel, Blumen, Interieurs und Landschaften.
Der Soziologe Hartmut Rosa hält das Prinzip der Entschleunigung für geeignet, die mächtigste Gegenideologie des 21. Jahrhunderts zu werden. Es fordert eine neue Aufmerksamkeit und einen bewussten Verzicht auf das immer Neue, das immer Bessere, das immer Andere. Das Leitmotiv des Malers Peter Dreher „Tag um Tag guter Tag“ entstammt einer zenbuddhistischen Quelle. Ganz im Hier und Jetzt, auf dem Weg der Achtsamkeit.
Der Maler entzieht sich so, wie Volker Bauermeister schreibt, dem hochtourigen Kunstbetrieb, aber auch der Leistungs-, Spaß- und Überflussgesellschaft – ein „Widerstand durch Stehenbleiben“.
Michael Reuter