Die Wurzeln der Wissenschaft. Mit Fotografien von Klaus Mellenthin
Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 03.04. - 29.05.2011 im Ulmer Museum
Hrsg. von Martin Mäntele mit Texten der Weissenhofer und des Herausgebers
Ulmer Museum / Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg, 2011, ISBN 978-3-88423-367-2, 80 S., zahlreiche s/w- und Farbabbildungen, Broschur mit Schutzumschlag, Format 18,5 x 26,4 cm, € 12,--
Wenn die Weissenhofer (Matthias Beckmann, Jörg Mandernach, Uwe Schäfer) ausstellen, ist man gespannt, wie sie ihre Gründungslegende von den verarmten Bauernbuben aus dem Wallistal, die nach Amerika auswandern müssen und dort zu Künstlern werden, weiter entwickeln und an die örtlichen Verhältnisse anpassen. Nach ihrer Ägypten-Expedition und Funden in den Gräbern der Pharaonen sind sie im Schatten des Ulmer Münsters bei der Recherche nach den Wurzeln der Wissenschaft angelangt. Ihre Ausstellung im Ulmer Museum ist zu einem Weltlabor geworden. Auch in Ulm werden sie fündig. Die Wunderkammer im Ulmer Museum hat sie zu der Vorstellung gebracht, dass der Schneider von Ulm seine Flugkünste vielleicht ja auch bei den Fledermäusen abgeschaut haben könnte. Die in Ulm ansässige Generika-Produktion mag sie zur Vorstellung verführt haben, dass man die gemeine Hausfliege so weiterzüchten kann, dass sie später einmal Menschen als Flugesel dienen kann. Der Frankensteinmythos wird ebenso aufgegriffen wie die Suche der Alchimisten nach dem Stein der Weisen. Knittlingen, Faust und die Idee, dass Künstler durch Pilze, Drogen und Ideenlabore zu unbegrenzter Kreativität kommen könnten, sind nicht fern: „Im Jahr 1985 schließlich fand Bob Weissenhlofer auf dem Dachboden der Weissenhofer-Ranch in Texas eine verstaubte Pappschachtel mit der Aufschrift ‚The Third Eye Or The Idea Machine, Marcel Duchamp und Ruedi Weissenhofer, New York 1941'. Dank der detaillierten Gebrauchsanleitung, die der Schachtel beilag, konnte er die Einzelteile des Apparates mühelos zusammenfügen. Er setzte den Helm mit dem dritten Auge auf, schob die Schläuche über die dafür vorgesehenen Muffen und verband diese mit der Schokoladenreibe. In klassischer Denkerpose, die er sich beim Geheimrat Goethe abgeschaut hatte, setzte er sich auf zwei Ulmer Hocker und hatte plötzlich eine Idee" (Uwe Schäfer). Der kurzweilige Band vereinigt Fotostrecken aus der Ausstellung im Ulmer Museum, eine Serie von inszenierten s/w-Fotografien mit den Weissenhofern in der Rolle ihrer forschenden Ahnen und eine Text- und Bilderstrecke, in der Matthias Beckmann, Jörg Mandernach und Uwe Schäfer ihre Er-Findungen im Weltlabor in Texten und Aquarellen präsentieren.
(ham)