Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim vom 31.05 – 07.09. 2008. Hg. von der Kunsthalle und der Galerie Jan Wentrup, Berlin. Mit Texten von Inge Herold und Rudij Bergmann. Verlag Hatje Cantz, Ostfildern, 2008, ISBN 978-3-7757-2239-1, dt./engl., 128 Seiten, 97 Farbabb., gebunden, Format 32 x 24 cm, € 29,80
Fast hundert Leinwände von Axel Geis aus den letzten fünf Jahren versammelt die Publikation aus Anlass der Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim. Fast alle sind verkauft, auffallend viele an amerikanische Sammler. Kein Wunder, dass Geis keine Figur fertig malt. Positiver formuliert geht es Geis nicht um den Akt des Totmalens, sondern um den Punkt, an dem die Malerei stimmt.
Geis malt ausschließlich menschliche Figuren und Porträts, einzeln oder in Gruppen. Seine Vorlagen findet er in der Kunstgeschichte, in Filmen oder alten Familienfotos. Trotz der aktuellen Vorlagen wirken die Bilder historisch. Die Garderobe, die Haar- und Barttracht, die gedämpfte Farbigkeit verorten die dargestellten Personen in einer unbestimmten, melancholischen Vergangenheit. Ein Lächeln auf den Gesichtern sucht der Betrachter ebenso vergeblich wie eine konkrete Situation. Die fragmentierten, gespenstischen Figuren tauchen wie Erscheinungen aus dem Nebel des unbestimmten Hintergrundes. Ja ja, so ist die Welt. Der Mensch kommt, der Mensch geht, Nichts bleibt. Unsere Erinnerungen, Hochzeiten, historische Ereignisse, geliebte Menschen: Axel Geis zitiert und zerhackt sie leidenschaftslos als flüchtige Eindrücke, die bereits vergessen sind, kaum dass sie geschehen.
Michael Reuter