Hrsg. von Arthur Rüegg mit Texten des Herausgebers und des Fotografen
Verlag Scheidegger [&] Spiess, Zürich, 2011, ISN 978-3-85881-307-7, 224 S., zahlreiche s/w- und Farbabbildungen, Hardcover gebunden, Format 31,5 x 23,5 cm, € 77,--
Der Bildessay dokumentiert den Aufbau und Lebensalltag der unter Präsident Juscelino Kubitschek zwischen 1958 und 1967 aus dem Boden gestampften Hauptstadt Brasiliens. Den Plänen lag der aus dem städtebaulichen Wettbewerb hervor gegangene Masterplan von Lúcio Costa zugrunde: „Eine Monumentalachse verbindet die im Hinterland liegende Gewerbezone mit dem Kulturbezirk, dem Regierungsviertel und dem Platz der Drei Gewalten, der auf einer Landzunge des zum See aufgestauten Flusses Paranoá liegt. Senkrecht dazu erstrecken sich die Wohnquartiere..." (Arthur Rüegg). Costas Schüler Oscar Niemeyer wurde Chefarchitekt der staatlich finanzierten Compania Urbanizadora de Nova Capitel do Brasil und hat fast alle Repräsentationsbauten des Regierungsviertels und unter anderem auch den Palast des Präsidenten und die 1970 geweihte Kathedrale Brasilias gebaut. Der Magnum-Fotograf René Burri hat „das Motto für seine Arbeit mit der Kamera früh definiert: ‚Die ungeheuren sozialen Umschichtungen unseres technischen Zeitalters prägen ein neues Gesicht des heutigen Menschen. Dem nachzuspüren, davon einige Gedanken und Bilder zu vermitteln, sehe ich als meine Aufgabe". Über die zumeist unveröffentlichten s/w- und Farbaufnahmen der Publikation wird die Aufbruchstimmung bei der Stadtgründung von Brasilia und die damalige Vorstellung von Modernität nachvollziehbar. „Seine Bilder wirken nie statisch. Wenn ihn architektonische Formen faszinierten, dann war es einer bestimmten Stimmung oder der inhärenten Symbolik geschuldet - etwa der ‚spektakulären Ikonizität von Niemeyers monumentaler Komposition des Parlamentsgebäudes und des Sekretariats' ... Symbolik war seit Anbeginn ein Teil der Geschichte von Brasilia gewesen, und sie kam nicht ohne Monumentalität, Sentimentalität und Kitsch aus. Burri scheute sich nicht davor, genau dieser explosiven Mischung nachzuspüren, um sie dann mit Hilfe grandioser Farbfotografien einzufangen. Auch in Brasilia faszinierte ihn aber primär die Comédie humaine" (Arthur Rüegg).
(ham)