Forests [&] Fields Volume 2, SteidlMack Göttingen, 2009, ISBN 978-3-86521-687-8, 104 S. zahlreiche Farbabbildungen, Hardcover gebunden, Format 32 x 25,7 cm, € 35,--
Tobias Rehberger hat seine Künstlerfreunde in einer Serie von Vasen porträtiert. Den Vasen sind ausgewählte Blumen zugeordnet. Sich selber chiffriert er als tropfenförmige blaue Vase, in der ein ziegelroter Strauß Gerbera steckt. Auch für die 1963 in New York geborene Collier Schorr scheint es eine Brücke zwischen Blumen und Menschen zu geben. Die New Yorkerin ist 1989 erstmals ins süddeutsche Schwäbisch Gmünd gereist, um Land und Leute zu porträtieren. Seither kehrt sie jeden Sommer zurück. Schwäbisch Gmünd ist für sie zur zweiten Heimat geworden. Zuerst hat sie die Nachbarn porträtiert. Dann hat sie sich den in den Gärten gepflegten Blumen zugewandt, den Rosen, die man dort findet, den Kakteen, der Gerbera, den Astern und anderen Blumen mehr. Schorr pflückt diese Blumen und trägt sie auf die Wiesen, Hänge und Berge vor der Stadt. Dort werden sie an Fäden und Stöcken in der Landschaft arrangiert und im Vorfeld der Schwäbischen Alb fotografiert. Ihre poetisch-leisen Arrangements bestärken mich in der Vorstellung, dass es erfülltes Leben auch jenseits der Geschäftigkeit und des Lärms der Großstadt geben kann. Porträts im Sinne von Rehberger sind Schorrs Arrangements aber nicht: „One cannot describe one's self with a still life. Still lifes are simply endnotes, pointing towards something too theatrical to be directed with human flesh" (Collier Schorr). Das Selbstporträt, das sich Collier zugesteht, lebt von Erinnerungen an häusliche Werkstätten. Es zeigt eine Ecke in einem Souterrain oder Keller, in der man das Werkzeug aufbewahrt, so Schraubenzieher und Schraubenschlüssel, Schraubzwingen, Sägeblätter, Trennscheiben, Winkel, Schrauben, alte Schlüssel und anderes mehr. Schorr nennt dieses Zufallsarrangement von 2005 „Self-portrait with One Hundred Man". Wen sie mit sich selber und wen mit den hundert anderen verbindet, bleibt offen.
(ham)