Publikation aus Anlass des Aufenthalts von Krystyna Poltowicz im April und Juni 2010 in Stuttgart im Rahmen des Austauschprogramms für bildende Künstler zwischen dem Land Baden-Württemberg und der Region Rhône-Alpes, organisiert in Zusammenarbeit mit art3 Valence mit einem Text von Nicolas Garait
Institut Français Stuttgart, 2011, 48 S., 22 Farb- und 6 s/w-Abbildungen, Leinen gebunden, Format 24,5 x 16,8 cm, € 10,--
Stuttgart hat über Jahrzehnte mit dem Slogan „Großstadt zwischen Wein und Reben" geworben. Später ist der auf das Land und die Leute gemünzte Werberspruch „Wir können alles außer Hochdeutsch" hinzugekommen. Dass Stuttgart mit seinen 19 Quellen in Bad Cannstatt und Berg und 22 Millionen Liter Mineralwasser pro Tag nach Budapest das größte Mineralwasservorkommen Europas aufweist, ist dabei weitgehend unbekannt geblieben. In den Streit um das Bahnprojekt Stuttgart 21 und die Erneuerung der Fernbahnstrecke Paris - Stuttgart - Bratislava - Budapest ist deshalb auch folgerichtig die Sorge um das Stuttgarter Mineralwasser eingeflossen. Warum es am 30. September 2010 im Stuttgarter Schlossgarten zu dem für schwäbische Verhältnisse eigentlich völlig untypischen Einsatz von Wasserwerfern gegen Demonstranten gekommen ist, bleibt bis heute umstritten. Die 1980 in Cracovie geborene und heute in Lyon arbeitende Krystyna Poltowicz könnte bei ihrem Aufenthalt in Stuttgart durch die Demonstration gegen Stuttgart 21 auf die Mineralwasserproblematik aufmerksam geworden sein. Vielleicht hat sie sich aber auch schlicht durch die Besuche der Mineralbäder Leuze und Berg zu ihren zugleich farbkräftigen und einfühlsam-poetischen Farbfotografien in den Mineralbädern, ihren Zeichnungen von Badenden auf Transparentpapier und ihren Installationen mit Mineralwasser inspirieren lassen. Selbst der Flügel im Ausstellungsraum bekommt es mit dem Wasser zu tun: Auf seinem schwarzen Schutzüberwurf steht in weißen Letrasetbuchstaben „Underwater".
(ham)