100 Werke aus der Sammlung des Städtischen Kunstmuseums Spendhaus Reutlingen
Publikation zur Ausstellung Schatzhaus Spendhaus vom 10.10.2009 - 10.01.2010
Hrsg. vom Städtischen Kunstmuseum mit Texten unter anderem von Birgit Ahrens und Martina Köser-Rudolph
Städtisches Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen/Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, 2009, ISBN 978-3-939775-09-6, 232 S., 122 s/w- und Farbabbildungen, Hardcover gebunden, Format 29 x 23 cm, € 28,-- (Museumsausgabe)
HAP Grieshaber (1909 - 1981) hat in den Nachkriegsjahren von seinem Refugium auf der Achalm aus dem Holzschnitt neuen Glanz verliehen und Reutlingen zusammen mit dem etwas älteren Wilhelm Laage zu einem Zentrum des Hochdrucks gemacht. Deshalb war es nahe liegend, den Schwerpunkt der städtischen Sammlungs- und Ausstellungsaktivitäten auf den Hochdruck der Moderne zu legen. Kontinuierliche Ankäufe und bedeutende Schenkungen haben zu einem Bestand von über 15000 Blättern geführt und den Sitz der Sammlung, das 1518 errichtete Spendhaus zu einem Schatzhaus gemacht. Der vorbildlich edierte, gestaltete und gedruckte Band dokumentiert 100 Neuzugänge von Félix Vallotton (L'éclat, 1898), Paul Gauguin (Te Po [La grande nuit], 1893/94) und Edvard Munch (Der Kuss, 1902/1916) bis zu Jonathan Meese (Dietrich v. Bern in Drachenhaut, 1000 Augen des Dr. Mabusen ihm befehligend im 1. Rittergeschlechtyrn [Vampirritter aus Früchtebrei], 2005), Daniel Richter (Ohne Titel, 2007) und Gert und Uwe Tobias (Ohne Titel, 2007). Mit Nikolaus Cinetto (geboren 1967 in Ulm, lebt und arbeitet in Stuttgart), Martina Geist (geboren 1961 in Stuttgart, lebt und arbeitet in Stuttgart) und Gustav Kluge (geboren 1947 in Wittenberge, lebt und arbeitet in Hamburg und Karlsruhe) werden auch junge und arrivierte süddeutsche Positionen gewürdigt: Cinetto trägt einen Holzdruck auf Zeichenfolie im Format 123 x 88 cm mit dem Titel ‚Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea), 2005 bei. „Schon beim ersten Blick auf den großformatigen Holzdruck erkennt der Betrachter, dass Nikolaus Cinetto hier eine Form aus der Natur aufgegriffen hat. ... Der Künstler vergrößert ... den Blütenstand einer heimischen Orchideenart in ein monumentales Format... Ihn interessiert das, was er selbst ‚die spielerische Anverwandlung der Dinge' nennt" (Herbert Eichhorn). Von Martina Geist stammt der Farbholzschnitt ‚Vor der Wand II', 2006, 99 x 225 cm; 95,5 x 220,5 cm. „Die Stuttgarter Künstlerin... interessiert sich besonders für das Zusammenspiel von Fläche, Linie und Raum. Die Beziehung der Gegenstände zum Raum ist in ihren Holzschnitten sehr ungewiss... Auch in der Arbeit ‚Vor der Wand II' wird der dargestellte Gegenstand im Weißlinienschnitt definiert. Mit feinen Schnitten - durch die der Bildgrund durchblitzt - werden drei schwarze, fast quadratische Formen voneinander getrennt. Daneben ist ein braunes Rechteck zu sehen. Den Hintergrund bilden zwei parallele Streifen in Grün und Schwarz. Da die Künstlerin das Blatt um 90 Grad gedreht hat, ist das stuhlähnliche Objekt auf den ersten Blick als solches nicht gleich zu erkennen" (Kathrin Schneider). Gustav Kluges ‚Überdruck', 2000, Farbholzdruck, Untermalung auf Leinwand, 200 x 80 cm, gehört zu der Folge ‚Der achte Zyklus' aus den Jahren 1999/2000. „Der Großteil der insgesamt neun Holzdrucke zeigt menschliche Gestalten in einer für den Künstler neuen, leuchtenden Farbigkeit. Von einem klassischen Holzschnitt unterscheiden sich Kluges Holzdrucke vor allem durch die Leinwand, die häufig als Druckträger eingesetzt wird. Die farbig lasierte Leinwand und die Überarbeitung der Drucke verleihen Kluges Arbeiten die Wirkung gemalter Bilder" (Franziska Boegehold).
(ham)