Die 8. Biennale zeitgenössischer afrikanischer Kunst
Publikation zur gleichnamigen Ausstellung der ifa-Galerien Berlin und Stuttgart vom April bis Oktober 2009
Hrsg. von Akinbode Akinbiyi und Barbara Barsch mit Texten unter anderem von Julia Pattis und den Herausgebern
Institut für Auslandsbeziehungen Stuttgart, 2009, 112 S., zahlreiche s/w- und Farbabbildungen, Klappenbroschur, Format 22 x 18,6 cm, € 10,--
Für Akinbode Akinbiyi werden in unseren Tagen junge Männer und Frauen zum Opfer „einer pervertierten Sehnsucht, der Hoffnung auf materiellen Wohlstand". Das Ganze spielt sich in deren Kontinent ab, in dem vor etwas mehr als hundert Jahren der Sklavenhandel verboten worden ist. Diese „falsche Sehnsucht war das unausgesprochene Thema der 8. Ausgabe der DAK'ART Biennale. Fast, als vermischten sich die Schreie und das Weinen von damals mit den Nachrichtenblöcken aus der jüngeren Vergangenheit über ertrunkene Afrikaner, die an den Küsten und Stränden der Kanarischen Inseln, Spaniens oder von Lampedusa angespült werden. Verzerrte, aufgeschwemmte Körper, die in der ruhigen Brandung eines trostlosen Morgens hin- und herrollen. Mütter und Väter, die in den leeren Räumen ihrer Söhne und Töchter, die sie vor kurzem verlassen haben und deren Schicksal unbekannt ist, leise Weinen". Wenn man Akinbiyi folgt, sind die Fotografien der 1973 in Alkmaar, Niederlande, geborenen Judith Quax die zentralen Arbeiten dieser Biennale gewesen. Sie zeigt von jungen Senegalesen verlassene Räume, die ihr Leben bei dem Versuch riskierten, Europa in einem kleinen Fischerboot zu erreichen. Ihre Farbfotografie ‚Mamadous Zimmer', 2007, 125 x 125 cm zeigt einen verlassenen Raum mit einer blumenbestickten Gardine vor dem Fenster. Durch die Schlitze des geschlossenen Fensterladens fällt Licht. Auf dem Boden liegt ein Blatt. Unter der Fotografie steht: ‚Zwei Monate erhielten wir keine Nachricht von ihm. Dann fing ich an, mir Sorgen zu machen' erzählte Alion, Mamadous Bruder. ‚Wir riefen unsere Familie in St. Louis an und sie erzählten uns, dass Mamadou das Boot genommen hatte. Wir hörten, dass das Boot in zwei oder drei Teile zerbrochen ist. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall kam niemand, der in das Boot gestiegen war, lebend zurück. Wir haben nicht einmal die Leiche gefunden. Wir sagten uns, dass es vorüber sei. Voilà, das ist sechs Monate her. Ich sagte mir, dass es Selbstmord ist, das Boot zu nehmen ... Es ist traurig. Mamadou dachte, dass in Europa das Eldorado liegt, die Hoffnung. Leider hat er sein Schicksal gefunden. Ich hoffe, dass er dort, wo er jetzt ist, seinen Frieden hat'".
(ham)