Hrsg. von Christian Ehrentraut und Rupert Pfab
Hirmer Verlag München, 2011, ISBN 978-3-7774-3711-8, 176 S., 97 Farbabbildungen, Hardcover gebunden, Format 26,1 x 30,7 cm, € 29,90 (D)/€ 30,80 (A)/SFR 43,90
Der 1974 in München geborene und heute in Berlin lebende Ruprecht von Kaufmann gehört zweifellos zu den bemerkenswertesten und innovativsten Malern seiner Generation. Seine ganz und gar gegenwärtigen hochverdichteten Tag- und Nachtgesichte erinnern an die apokalyptischen Gegenwelten von Hieronymus Bosch und an Francisco Goyas ‚Los Caprichos' von 1799: Auf seinem Großformat ‚Der Schimmelreiter', 2007, Öl, Wachs auf Leinwand, 250 x 360 cm, marschiert ein Bataillon von Infantristen durch ein Kasernen- oder Friedhofstor. Ihre Köpfe sind durch weinrote Luftballons ersetzt. Ihr Rot korrespondiert mit einem Gummihai, der über den geöffneten schmiedeeisernen Toren schwebt. Diesseits der Tore steckt ein weißer Schimmel in mit Beton gefüllten schwarzen Eimern fest. Eine Schwangere versucht vergeblich, ihn am Schwanz aus dem Beton zu ziehen. Weiße Affen auf dem rechten Mauerteil und eine angedeutete Haushaltsleiter über dem linken deuten an, dass Malerei aus den Absurditäten der Gegenwart herausführen könnte. Neben von Kaufmanns so bisher nie gesehenen Erfindungen und seinem meisterlichen Umgang mit Öl-, Wachs-, Pigment- und Seidenmalfarben besticht sein experimenteller Umgang mit den Malgründen: 2006 sind neben die traditionellen Malgründe Holz, Leinwand und Papier industriell gefertigte sattschwarze Gummibahnen getreten. 2009 kommen glasfaserverstärkte Seide- und Filzbahnen hinzu. Gummi, Filz und die glasfaserverstärkte Seide erlauben es, mit den Arbeiten die Wand zu verlassen und in den Raum zu treten. Nach schwarzen, weißen und bunten Serien schöpft Kaufmann in seinen jüngsten Arbeiten die ganze Palette zwischen Schwarz, Weiß und Farbe aus. Es verwundert nicht, dass fast alle in der Werkübersicht vorgestellten Arbeiten in europäischen und amerikanischen Privatsammlungen untergekommen sind.
(ham)