Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 23.02. - 24.04.2006 im Leopold Museum Wien
Hrsg. von der Privatstiftung Leopold Museum
Editiion Jesina [&] raum.kunst.wien/Leopold Museum, Wien, 2006, ISBN 3-902216-25-5, 94 S., zahlreiche s/w- und Farbabbildungen, Hardcover gebunden, Format 29,5 x 23 cm, € 19,90
Der 1933 als Kind deutscher Auswanderer im Taglöhnerviertel von Vršac (Werschetz) im Banat geborene Robert Hammerstiel ist in Deutschland vor allem durch seine ‚Holzschnitte zur Bibel' und seine ‚Totentänze' bekannt geworden. Weniger bekannt ist sein in den 1950er- und 60er Jahren entstehendes naturalistisches Frühwerk, seine ab Ende der 1960er Jahre entstehende malerische Auseinandersetzung mit seinen traumatisierenden Kindheitserlebnissen in den letzten Kriegsjahren und in Flüchtlingslagern, sein ab Ende der 1980er Jahre entstehender über 100 Gemälde umfassender New York-Zyklus und seine Auseinandersetzung mit der Popart. Der retrospektiv angelegte Übersichtsband skizziert den Übergang von seinem Frühwerk zur malerischen Aufarbeitung seiner Kindheitserlebnisse (1955 - 1988) wie folgt: „Gegen Ende der 1960er Jahre beginnt er, der sich selbst als ‚Überlebender von vielen Toten' begreift, ganz bewusst seine traumatischen Kindheitserlebnisse in seinem Werk aufzuarbeiten. Die Farbpalette ... wird nun dunkel und düster; nur stellenweise leuchtet ein Farbton hervor. Die Form der dargestellten Personen und Gegenstände wird auf das Wesentliche beschränkt. Gesichter verlieren mehr und mehr ihre individuelle innere Struktur und werden anonym. Die Figuren reduzieren sich auf dunkle Formen, sind statisch, fast erstarrt. Sie erscheinen karg, wirken mystisch und beunruhigend." Im Rückblick begreift Hammerstiel seine Kindheit und Jugend als Rattendasein: „Ich habe das Rattendasein in meiner Kindheit und Jugend überwunden, viele meiner Freunde sind zu Tode gebracht worden, nachts höre ich sie mahnen, ich müsse für sie etwas tun, denn ich sei der Überlebende und trage die Verantwortung, dass man nicht vergisst" (Robert Hammerstiel, 1999). 1988 wird Hammerstiel vom Brotberuf freigestellt und ist fortan ausschließlich freischaffend tätig. In einem New York-Aufenthalt setzt er sich unter anderem mit Mark Rothko, David Hockney und Willem de Kooning auseinander und entwickelt seine für ihn typische ‚Pop-Art'. „Seine Arbeiten prägt fortan eine oft überraschend grelle Farbigkeit in Rot, Orange, Pink, Grün, Gelb und Blau. Zugleich wird die Form radikal auf das Wesentliche reduziert. Eine neue Einfachheit hält Einzug. Schatten von Figuren verschwinden zugunsten leuchtender, kontrastreicher Formen". Weitere Kapitel sind seinem Zyklus der 77 Hommagen an Künstler, die ihm wichtig sind und seinen grafischen Arbeiten gewidmet.
(ham)