Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 14.02. - 11.04.2010 in den Kunstsammlungen Chemnitz
Hrsg. von Ingrid Mössinger und Katharina Metz mit Beiträgen unter anderem von David Peleg, Adam Mazur und einem Gespräch von Elżbieta Janicka und Wojciech Wilczyk
Kunstsammlungen Chemnitz, 2010, ISBN 978-3-930116-13-3, 48 S., eine s/w- und 20 Farbabbildungen, Broschur, Format 31 x 23,8 cm, € 10,--
Der 1961 in Krakau geborene Fotograf und Kunstkritiker Wojciech Wilczyk ist durch Dokumentarserien zu den Riten, Gebräuchen und religiösen Feierlichkeiten am Marienheiligtum in Kalwaria Zebrzydowska während der Karwoche und am Marientag im August (1995 - 2005), zu den Veränderungen in der Industrielandschaft in Oberschlesien nach dem Zusammenbruch der Kohle- und Stahlindustrie am Ende des kommunistischen Regimes (Schlesien schwarz-weiss, 1999 - 2003), seine Dokumentation aufgegebener und verlassener Industriebauten in Polen und Deutschland (Postindustrial, 2006) und seine Reihe über nicht mehr gebrauchte Autos, die jetzt am Straßenrand als Werbung für Autowerkstätten oder Schrottplätze dienen), (‚Life After Life', 2004 - 2006), bekannt geworden. Sein jüngstes Projekt ‚There is No Such Thing as an Innocent Eye' dokumentiert den heutigen baulichen Zustand der Synagogen in Polen und erinnert visuell an den Holocaust. Das Projekt umfasst sämtliche noch existierende Synagogen und Gebetshäuser, die nicht mehr religiös genützt werden und anderweitig als Supermärkte, Wohnhäuser, Kulturzentren oder Polizeiwachen Verwendung finden. In den meisten Fällen ist die vorhandene Architektur zerstört. Einige der Synagogen zerfallen, so auch die 1695 mit der Zustimmung von König Johann II. erbaute Synagoge in Nowy Korczyn. „Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Polen knapp dreieinhalb Millionen Juden. Unter ihnen waren Fromme, Chassidim, Zionisten, Jiddische, Bundisten, Kommunisten und Assimilierte. Ein Drittel der Hauptstadtbewohner waren Juden. Warschau war die bedeutendste ‚jüdische Stadt' Europas und besaß bedeutende soziale und kulturelle jüdische Institutionen: Dutzende Synagogen, Schulen, Krankenhäuser, Theater, Zeitungsagenturen, Sportvereine ... Genau wie auch Łódź, Lublin, Białystok, Krakau, Będzin und Hunderte weitere polnische Groß- und Kleinstädte. Diese reiche, vielfältige Welt wurde während des Krieges zerstört. Nahezu die gesamte jüdische Kultur verschwand aus der polnischen Landschaft" (David Peleg).
(ham)