Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in der Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum - Zentrum Internationaler Skulptur, Duisburg vom 24.05 - 19.07.2009. Hg. von Christoph Brockhaus. Mit Texten von Fritz Schwegler, Tankred Stachelhaus u.a.. Eigenverlag, Duisburg, 2009, ohne ISBN, 100 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Broschur, Format 27 x 21 cm, € 14,80
Die Lehmbruck-Stipendiaten Luka Fineisen, Jáchym Fleig und Dragan Lovrinović stellen in dieser Publikation recht heterogene Positionen zur zeitgenössischen Skulptur vor. Während Luka Fineisen (*1974) gerne mit transparenter Folie arbeitet, die in Duisburg als große Wolke wabert und vor einiger Zeit im Rahmen einer „Frischzellen"-Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart als Flutwelle durch die Ausstellungsräume schwappte, arbeitet der 1970 geborene Jáchym Fleig mit großen, baumpilzartigen Fremdkörpern aus Gips, Styropor und Karton, die er in oder an Gebäuden platziert. Dragan Lovrinović (*1969) gibt dagegen lieber den All-Over-Hau-Drauf-Künstler, der sich aus einer Vielzahl von kulturellen Versatzstücken bedient, um in wuchernden Raum- und absurden Videoinstallationen seine Sicht der Welt zu präsentieren. Schade nur, dass gerade die aktuellen Arbeiten von Fineisen und Lovrinović zur Ausstellung im Lehmbruck Museum im Katalog nicht bebildert sind.
Alle drei nutzen den Katalog, um ihr künstlerisches Werk der letzten Jahre vorzustellen und Dragan Lovrinović hat dabei am meisten zu bieten. In seiner Videoinstallation „Der Barbier von Berlin - Comeback 18" (2001) spaziert der Künstler in wallendem Gewand als langhaariger Jesus durch Berlin, geht zu einem türkischen Friseur, lässt sich dort auf Adolf Hitler umstylen und flaniert weiter zum Brandenburger Tor. Er wickelt für die Installation „Dog City" (2003) tote Karpfen in Goldfolie und legt sie als Wachhunde vor alte Hundehütten aus seinem Geburtsdorf in Bosnien und Herzegowina. Für die Installation „Winner" (2000) im Geologisch-Paläontologischen Museum in Münster stellt er Tierskelette in die Eingangshalle und verteilt Siegerkränze an die Gewinner der Evolution.
(Michael Reuter)