Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in der Kunstsammlung Chemnitz vom 05. 04. - 24. 05.2009. Mit einem Text von Michael Scholz-Hänsel und einem Künstlergespräch von Peter Iden. Eigenverlag, Chemnitz, 2009, ISBN 978-3-938795-29-3, 135 Seiten mit zahlreichen Farbabb., Format 30 x 23 cm, gebunden, € 18.--
Wo der eigentliche Ansatzpunkt dieser Ausstellung liegt bleibt unergründlich. Der Katalog zu „Chemnitzer Melange - Eine Einsicht" besteht aus Werken von Markus Lüpertz, Malerei, Grafik und Plastiken, die aus Bremer Privatbesitz und aus Beständen der Kunstsammlung Chemnitz stammen. Die Kunstsammlung kam vor einigen Jahren durch eine anonyme Spende in den Besitz eines umfangreichen Konvoluts vom Lüpertz-Arbeiten, die 2006 zum ersten Mal öffentlich präsentiert wurde, und da war es wohl an die Zeit, die Werke mal wieder dem Depot zu entreißen, aber irgendeine Idee, ein Thema, ein kuratorischer Gedanke, wären hilfreich gewesen. Da die Ausstellung auch im Grafikmuseum Pablo Picasso in Münster gezeigt wurde, zieht das Vorwort ein paar halbgare Verbindungen zwischen den Künstlern, und auch Autor Michael Scholz-Hänsel kriegt den Dreh zum testosterongetriebenen Spanier, aber sein Artikel „Hunger nach Masken dithyrambisch" bietet nur eine kurze, allgemein gehaltene Einführung in Person und Werk Lüpertz'. Interessanter ist der Ausschnitt aus einem Gespräch zwischen Peter Iden und dem Maler, das den genialischen Anspruch aber auch die Verletzlichkeit des Künstlers gut zusammenfasst. Komisch, dass ausgerechnet seine Skulpturen für den öffentlichen Raum immer wieder für Stürme der Entrüstung sorgten. Die Mozart-Skulptur in Salzburg oder seine Aphrodite in Augsburg sind eigentlich harmlose Bildnisse, weit von jeglicher provokanten Geste entfernt und doch ist etwas in ihnen, was die Wutbürger in Rage bringt. Vielleicht steckt einfach nur des Künstlers dandyhafte Attitüde und seine hohe Selbsteinschätzung dahinter. Die Deutschen lieben Prominente, Helden und Aristokraten, aber bescheiden sollten sie schon sein - zumindest nach außen.
(Michael Reuter)