Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 27.11.2010 - 20.03.2011 in der Staatsgalerie Stuttgart Hrsg. von Elsbeth Wiemann mit Texten unter anderem von Bernd Konrad, Kurt Löcher, Katharina Krause und der Herausgeberin Staatsgalerie Stuttgart/Hatje Cantz Verlag Ostfildern, 2010, ISBN 978-3-981298628, 448 S., zahlreiche Farb- und Duotonabbildungen, Hardcover gebunden, Format 31 x 25 cm, € 39,-- (Museumsausgabe)
Hans Holbein d.Ä. zwischen 1494 und 1500 entstandene graue Passion gehört zu den herausragenden Passionsfolgen der altdeutschen Malerei. Ihre 12 Tafeln entstammen ursprünglich den Außen- und Innenseiten zweier doppelseitig bemalter Flügel eines Passionsaltars unbekannter Herkunft. Unter den 12 Tafeln ragt „Die Gefangennahme Christi" heraus: „Kein anderer Künstler hat je ein solch eindringliches, auch melodisches, beinahe hypnotisches Bild dieser finsteren Nacht des Verrats und der in ihr handstreichartig durchgeführten Gefangennahme Christi geschaffen wie der Augsburger Maler ..." (Manfred Schwarz in: Die Zeit Nr. 50 vom 09.12.2010, S. 61). Der Name des Zyklus verdankt sich den grauen Tafeln auf heute tiefblauem Grund, die in geschlossenem Zustand zu sehen waren. „Die ockerfarbenen Darstellungen vor heute grünem Grund flankierten in geöffnetem Zustand den verlorenen Mittelschrein, in dem die fehlende Passionsszene, die Kreuzigung Christi, als geschnitzte Gruppe vermutet wird... Ihre Einzigartigkeit verdankt die Graue Passion im Besonderen dem Kolorit. Auch vor den gegenüber dem originalen Zustand veränderten Hintergründen entfalten die grau- beziehungsweise ockerfarbenen Figurengefüge ihre suggestive Wirkung. Nicht nur der Farbcharakter, sondern auch die zur Monochromie tendierende Gestaltung der äußeren und inneren Flügelseiten ist ungewöhnlich... Impulse (könnten) von der nicht skulpturenspezifischen niederländischen Grissaillemalerei ausgegangen sein, von der sich nur wenige Zeugnisse, darunter zwei Meisterwerke von Rogier van der Weyden beziehungsweise seiner Werkstatt, die Kreuzigungsdarstellung im Escorial... und die beiden Altarflügel mit der trauernden Maria und Johannes sowie dem Gekreuzigten in Philadelphia... erhalten haben" (Elsbeth Wiemann). Der Zyklus konnte 2004 für 13,2 Mio. € erworben werden und wird nun nach aufwendiger Restaurierung im Kontext seiner Zeit präsentiert. „Holbeins Vorgänger und Zeitgenossen, darunter Jan van Eyck, Petrus Christus, Dirk Bouts, Martin Schongauer, Albrecht Dürer, Matthias Grünewald, ebenso wie Familienmitglieder des Meisters und die unbekannten Künstler des von ihm geführten Ateliers, sind in dieser Ausstellung mit Schlüsselwerken vertreten" (Sean Rainbird). Albrecht Dürers ‚Grüne Passion' von 1593/04 ist ebenso zu sehen wie Martin Schongauers Kupferstichpassion (um 1475) und der bethlehemitische Kindermord des Meisters von Frankfurt (um 1503-06). Der aufwendige Katalog führt in das Leben und Werk von Hans Holbein ein. Er resümiert die Forschungsgeschichte zur Grauen Passion und dokumentiert ihre Restaurierung.
(ham)