Bilder und Keramiken
Katalog 130 der DG zur gleichnamigen Ausstellung in der Galerie der DG Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst vom 04.02. - 25.03.2011 Hrsg. von Wolfgang Jean Stock mit Texten von Katharina Ponnier, Franz Hitzler und einem Gespräch zwischen Franz Hitzler und Wolfgang Jean Stock DG Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst e.V., München, 2011, ISBN 978-3-932322-33-4, 64 S., 24 Farbtafeln, Hardcover gebunden, Format 27,3 x 21,3 cm, € 15,--
Der Begriff ‚christliche Kunst' ist für den 1946 in Thalmassing bei Regensburg geborenen Franz Hitzler historisch geworden. Deshalb redet er lieber von ‚religiöser Kunst' und davon, dass „die wirklich bedeutenden Kunstwerke eigentlich immer religiöse Werke sind" (Franz Hitzler). Für Wolfgang Jean Stock gehört Hitzler zu den ersten, die das Thema Religion im Wechsel von den 1970er zu den 1980er Jahren wieder aufgegriffen haben. In der Auseinandersetzung mit Gewalterfahrungen und dem verletzten inneren Kind ist Hitzler zur Auseinandersetzung mit den Weltreligionen und deren esoterischen Formen, also dem Sufismus, der Kabbalistik und der christlichen Mystik gekommen. Bei dem Apokalyptiker Johannes findet er die Welt des 20. Jahrhunderts schon vorformuliert: „Der Glaube hat nicht mehr die allein erlösende Dimension, sondern in der Glaubenswirklichkeit kommt eine bedrohliche, abgründige, gefährdete Welt ins Blickfeld... Von daher ist die Religiosität wieder dem Menschen in unserer Zeit möglich, und zwar gerade deswegen, weil es nicht nur die ‚Heilsdimension' gepaart mit dieser ungeheuren Gefährdung, die wir jetzt zum Beispiel in der Auseinandersetzung mit der atomaren Entwicklung erleben" (Franz Hitzler). Im Werk von Hitzler spiegelt sich diese innere und äußere Gefährdung in aufgeschlitzten, zerstörten und gebrochenen Bildern „Das ‚Gebrochene' ... ist die Einsicht in das Unvermögen. Dass ich aus mir selbst heraus die Dimension des Ersehnten gar nicht schaffen kann, und dass die Erfahrung des ‚Nicht-bewirken-Könnens' unbedingt notwendig ist, damit die geistige Dimension einfließen kann. Ich muss das Alte brechen - meine Einbildung, meine Hybris, mein Ego, meinen Größenwahn, damit die Wahrhaftigkeit einfließen kann. Das ist Transzendenz" (Franz Hitzler). „Abgrund und Transzendenz" sind dann auch die im Katalog versammelten Bilder und glasierten Keramiken aus den Jahren 1976 - 2010 überschrieben. In frühen Arbeiten wie der Arbeit ‚Ohne Titel', 1976, Öl auf Karton, kaschiert auf Sperrholz, 106 x 75 cm sieht man noch, dass der Künstler durch die Hölle gegangen ist. Sie zeigt ein schwarz auf braun gemaltes stilisiertes Kind mit aufgerissenem Mund und aufgerissenen Augen, das buchstäblich durch das Feuer geht. In den bis zu 72 cm großen glasierten Keramiken scheint die Höllenerfahrung in einen größeren Horizont integriert: Sie spielen mit der Fülle der Farben und Formen und signalisieren höchste Lebendigkeit.
(ham)