Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 26.09.2009 - 10.01.2010 in der Kunsthalle Jesuitenkirche-Museen der Stadt Aschaffenburg, hrsg. von Christiane Ladleif mit Texten unter anderem von Dieter Ronte, Eduard Beaucamp und der Herausgeberin Museen der Stadt Aschaffenburg, Kunsthalle Jesuitenkirche/Hachmannedition, Bremen, 2009 ISBN 978-3-939429-71-5, 100 S., zahlreiche Farbabbildungen, Klappenbroschur, Format 28 x 22 cm, € 19,--
Volker Stelzmann gehört mit Hartwig Ebersbach, Sighard Gille, Arno Rink und anderen zur zweiten Generation der Leipziger Schule und seit 1988 zu den herausragenden figurativen Malern der Bundesrepublik, Im immerwährenden malerischen Dialog zählt er neben Otto Dix und Matthias Grünewald, Lorenzo Lotto, El Greco, Zurbarán und Pontormo zu seinen Gesprächspartnern. „Mit Pontormo teilt Stelzmann das bodenlose Lebensgefühl, das Gefühl von der Getriebenheit, Gängelung und Verdammnis aller irdischen Existenz" (Eduard Beaucamp). In der eigens für die ehemalige Augsburger Jesuitenkirche konzipierten Ausstellung fallen die zahlreichen Bezüge zur christlichen Ikonographie auf, so Kreuzweg- und Kreuzigungsdarstellungen, Pfingstbilder, Abendmahle und Bilder von Propheten. Als Betrachter fragt man sich, in welchem Geiste diese Bilder gemalt worden sind. Der Katalog lässt die Frage offen. Eduard Beaucamp schreibt diese Bilder zwar dem Hauptwerk von Stelzmann zu und spricht mit dem Künstler von „Musterbildern" mit zunehmend biblischem Kern. Christiane Ladleif hält die an die christliche Ikonographie angelehnte Bildersprache dagegen für eine Metapher: „Für ihn ist der Gekreuzigte eine Metapher, eine Metapher für die geschundene Kreatur der Gegenwart. Denkt man an seine Großstadtbilder, die ‚Straßen' und ‚Passagen', dann begegnet man dort nicht glücklichen, miteinander kommunizierenden Individuen, sondern jeder scheint, gedrückt von der Alltagslast, isoliert an dem Andern vorbeizuhetzen, sein eigenes Kreuz tragend" (Christiane Ladleif). Die in Aschaffenburg ebenfalls gezeigten Originalzeichnungen mit dem von Volker Stelzmann handschriftlich beigefügten Text der Offenbarung des Johannes gehen für Ladleif nicht einfach in der Parallelität von überholtem römischen Kaiserkult und zusammengebrochenen DDR-System auf. „Tenor in der Stelzmannschen Interpretation der Gestalt des Johannes ist auf jeden Fall der Konflikt - vielleicht auch der Konflikt des Künstlers selbst, der der DDR so kurz vor ihrem endgültigen Zusammenbruch aus privatem Anlass den Rücken kehrte" (Christiane Ladleif).
(ham)