Herausgeber: Christhard-Georg Neubert, Stiftung St. Matthäus. Mit Texten von u.a. Christine Goetz und Bernd Wolfgang Lindemann. Eigenverlag, Berlin, 2009, ISBN 978-3-98-09943-5-X, 96 Seiten, ca. 80 Farbabbildungen, Klappbroschur, Format 29 x 24,5 cm, € 24.-
Die Begeisterung der Katalogautoren im Bezug auf die malerischen Arbeiten des Berliner Künstlers Thomas Werk mag der Rezensent nicht teilen. Die mit breitem Pinselstrich in Rot und Schwarz hingeworfenen, stark reduzierten Figurationen auf Papier wirken altbacken und uninspiriert. What you see is what you get - Ein dicker Kreis als Kopf, ein paar Balken als Körper , die Positionierung der Figuren im Bild aus der Kunstgeschichte abgeguckt und fertig ist die „Pietà". Zwei kurze, ein langer Balken: „Tisch". Ein rotes Rechteck, innen ein Kreis und ein Strich: „Krippe". Drei schwarze Donuts: „Vater, Sohn, Heiliger Geist".
Weder lässt sich eine „frische und artistische Unbefangenheit im Umgang mit Farben und archaischen Konfigurationen" finden, noch wird in den Bildern das „nicht Sichtbare sichtbar" gemacht. Wo schon der Künstler nichts zu sehen vermag, wird auch der Betrachter nicht fündig werden. Die intensiven Gefühle, die Christine Goetz ob des Anblicks dieser Machwerke aufwallen sieht, sind allenfalls als intensives Verzweifeln am Wert zeitgenössischen religiösen Kunstschaffens zu verstehen. Mit solcher Gemeindesaalkunst tut sich die Kirche keinen Gefallen. Und dass Honoratioren der Deutschen Bischofskonferenz oder des Erzbistums Berlin, ohne rot zu werden, den plump-eckigen Entwurf eines fünfzehn (!) Meter hohen Engels aus Stahl unterstützen, den Thomas Werk gerne in den ehemaligen Todesstreifen an der Berliner Mauer setzen würde, ist schlicht unbegreiflich.
(Michael Reuter)