Hrsg. von Rolf Wedewer, bearbeitet von Babette Krimmel, 2 Bände, mit Textbeiträgen von Dieter Brunner, Fritz Emslander, Erika Gemar-Költzsch und Rolf Wedewer
Die Herausgabe des Werkverzeichnisses wurde begleitet von Ausstellungen im Städtischen Museum Heilbronn (2009), im Wilhelm Lehmbruck Museum, Duisburg (2009), im Museum Morsbroich, Leverkusen (2010) und im Georg-Kolbe-Museum, Berlin (2010)
Edition Braus, 2009, ISBN 978-3-89466-308-7, Band 1 336 S.; Band 2 344 S.; 1950 Duoton-Abbildungen, Hardcover gebunden, Format 21,5 x 27 cm, € 98,-- (D)/€ 100,80 (A)/SFR 159,--
Der 1937 in Duisburg geborene und vielfach ausgezeichnete Bildhauer und Zeichner ist einer größeren kirchlichen Öffentlichkeit durch seine Ausstattung der Kapelle der Katholischen Akademie Berlin (1995) und durch seine künstlerische Gestaltung der Unterkirche der Frauenkirche Dresden (2003) bekannt geworden. Sein Thema in Dresden war Aufbau und Zerstörung. Dieter Brunner arbeitete heraus, dass Überarbeitungen und Zerstörung über die Jahre zum integralen Bestandteil des Werkprozesses von Schoenholtz geworden sind. „Ich fürchte, dass vielen meiner Skulpturen kein langes Leben beschieden ist. Sie bestehen zwar aus festem, solidem, steinernem Material - von daher droht keine Gefahr. Die Gefahr bin ich selbst, mein Hass auf die falsche, die schlechte Form, der Ärger über die eigene Unzulänglichkeit und ganz einfach Produktionswut" (Michael Schoenholtz). Deshalb können sich bei ihm auch scheinbar fertige Skulpturen in „‚Steinbrüche' verwandeln" (Michael Schoenholtz). Er steht für Brunner in einer Tradition, die mit Michelangelos Pietà Rondani beginnt. Für Brunner ist Michelangelos Pietà zu einer Schlüsselskulptur in der Geschichte der abendländischen Bildhauerei geworden, weil sie mit den Prinzipien der Einheitlichkeit, der Harmonie und der Vollendung bricht. Damit hat sie die Möglichkeiten der unvollendeten Arbeiten eröffnet, der Zerstörung und des Wiederaufbaus. In der Dresdner Unterkirche sind im ‚Raum der Entscheidung' zehn kubische Säulen aus Soester Grünstein wie zufällig neben- und übereinander auf den Boden gelegt. Zwei Säulen bilden einen Turm. Schoenholtz nennt diese Skulptur „Zerstörung". Im ‚Raum der Entscheidung' fügen sich die zehn Teile einer Skulptur zu einem Turm und zur Grundform eines Zimmers. Schoenholtz nennt diese Arbeit „Aufbau". Im ‚Raum der Gebote' stapeln sich zehn Teile aus Soeser Grundstein zum 2,40 m hohen „Turm der Gebote". Die Gebote sind mit römischen Zahlen chiffriert. Der Turm ruht auf dem ersten Gebot aus.
(ham)